Geerbte Immobilien werden immer häufiger verkauft
In Zeiten des Baubooms und der Immobilienknappheit vielerorts könnte man meinen, dass geerbte Immobilien ein großes Glück darstellen. Doch wie eine neue Studie ergab, würde die Mehrheit der Immobilienerben in Deutschland die Hinterlassenschaft lieber verkaufen, anstatt selbst einzuziehen. Welche Erkenntnisse die Studie sonst noch brachte, lesen Sie hier!
- 34,0 Prozent und damit die Mehrheit der Umfrage-Teilnehmer würde eine geerbte Immobilie verkaufen.
- 40,4 Prozent der Teilnehmer wäre laut eigener Aussage glücklich über die Entscheidung der Eltern, die Immobilie selbst zu verkaufen und sich vom Erlös eigene Wünsche zu erfüllen.
- In 40,2 Prozent der Familien mit Immobilienbesitz wurde noch nicht darüber gesprochen, ob die Immobilie überhaupt vererbt werden soll.
- Da Immobilienpreise in Deutschland steigen, würde sich ein Immobilien-Erbe für die Folgegeneration mehr denn je lohnen.
Die Studie zum Immobilien-Erbe
Das Immobilien-Start-up Wertfaktor wollte mehr über die Einstellung in Deutschland zum Thema Immobilien als Erbmasse erfahren. Schließlich gelten Erbe und Erbregelungen hierzulande als Tabuthemen. In Zeiten des Immobilienbooms lohnt es sich aber mehr denn je, dieses Tabu zu brechen.
Daher beauftragte Wertfaktor das Meinungsforschungsunternehmen Civey, um entsprechenden Fragen nachzugehen. Befragt wurden zwischen Juli und August 2020 rund 1.500 Personen im Alter von 18 bis 49 Jahren. Die Voraussetzung zur Teilnahme war, dass die jeweiligen Eltern eine Immobilie besitzen.
Mehrheit würde Immobilie verkaufen
Eine Fragestellung der Umfrage unter den 18- bis 49-Jährigen, deren Eltern eine Immobilie besitzen, lautete: „Angenommen, Sie erben die Immobilie Ihrer Eltern. Was würden Sie am ehesten damit machen?“.
Man könnte vielleicht annehmen, die Mehrheit wolle das geerbte Haus oder die geerbte Wohnung nutzen, um selbst einzuziehen. Doch das scheint wohl eher früher üblich gewesen zu sein und heute nicht mehr zeitgemäß. Denn die Antwort „Selbst einziehen“ lag mit 20,6 Prozent lediglich auf Platz Drei. Deutlicher Spitzenreiter war mit 34,0 Prozent das Ziel „Verkaufen“. Die Mehrheit würde also eine geerbte Immobilie verkaufen, gefolgt von 28,2 Prozent, die die Immobilie zwar behalten, aber vermieten würden.
Das Erbe an die Kinder weiterzureichen oder einen Teilverkauf vorzunehmen, käme für die Wenigsten infrage.
Nachkommen wären ohne Immobilien-Erbe glücklicher
Heute leben wir in einer Zeit, in denen die Drohung der Eltern, die Kinder bei schlechtem Benehmen zu enterben, nur noch selten zieht. Die Generationen wachsen ab einem gewissen Alter getrennt voneinander auf und leben meist nicht mehr unter einem Dach. Man ist nicht mehr abhängig voneinander und die jüngere Generation muss die ältere nicht mehr zwangsweise umsorgen und pflegen. Die Wertevorstellungen haben sich verändert. Vor diesem Hintergrund ist die Frage interessant, wie die Nachkommen darauf reagieren würden, wenn ein mögliches Erbe ausfällt, weil die Eltern die Immobilie vorab selbst verkaufen und mit dem Erlös einen schönen Lebensabend genießen.
Sofern diese Frage ehrlich beantwortet wurde, ist das Ergebnis erfreulich: 40,4 Prozent würden dieser Entscheidung positiv gegenüberstehen. 23,2 Prozent würden sich immerhin zufriedengeben, da sie im Prinzip nicht auf das Erbe angewiesen wären. Der Rest der Befragten wäre allerdings enttäuscht bis hin zu schockiert oder verärgert, da beispielsweise in der Immobilie eine finanzielle Absicherung gesehen wird.
Erbschaft bleibt Tabuthema
Trotz der positiven Einstellung vieler Befragten zum Thema Immobilie als Erbe scheint es ein Tabuthema in den Familien zu sein, über das nicht gesprochen wird. So gaben 40,2 Prozent der Teilnehmer an, dass die Eltern noch nie mit ihren Kindern über die Optionen gesprochen haben. In den Familien von 8,1 Prozent der Befragten wird das Thema sogar bewusst nicht angesprochen, da es Konfliktpotenzial birgt.
Erbschaften lohnen in Zeiten steigender Immobilienpreise
Das folgende Diagramm zeigt – dargestellt als Index – die Entwicklung der Immobilienpreise seit 1975. In den letzten Jahren ist ein deutlicher, kontinuierlicher Preisanstieg zu beobachten. Vor diesem Hintergrund lohnen sich geerbte Wohnungen und Häuser mehr denn je. Wer in die geerbte Immobilie selbst einziehen kann, spart sich den gestiegenen Kaufpreis einer alternativen Immobilie. Und selbst wer verkaufen will, profitiert: Da durchschnittlich betrachtet der Wert von Immobilien gestiegen ist, kann ein höherer Verkaufspreis erwirkt werden, als noch vor einigen Jahren.
Bei den Zeitreihen der Indizes für die Immobilienpreise wurde für das Jahr 2005 der Indexwert auf 100 festgelegt. Es werden die Entwicklung der nominalen Immobilienpreise, also der reinen Kaufpreise, sowie die Entwicklungen der realen, also inflationsbereinigten, Immobilienpreise abgebildet.