Der „Umweltbonus“ für Elektroautos kommt
Autofahrer, die sich ein Elektroauto gekauft haben oder dies in naher Zukunft tun möchten, können auf bis zu 4.000 Euro Zuschuss von der Bundesregierung und den Autobauern hoffen. Ab Samstag, dem 2. Juli 2016, können Autofahrer den sogenannten „Umweltbonus“ beantragen, sofern sie ihr Elektroauto am 18. Mai oder später erworben haben. [1]
Die Bundesregierung hatte das Förderprogramm Mitte Mai beschlossen, um die Elektromobilität in Deutschland auszubauen und die Schadstoffbelastung der Luft zu senken. Neben der Kaufprämie für Elektroautos sollen auch mehr Ladestationen gebaut und die Batterie-Forschung vorangetrieben werden.
Die wichtigsten Fragen und Antworten zum „Umweltbonus“ im Überblick
Wie hoch ist der „Umweltbonus“?
Für reine Elektroautos mit Batterie liegt dieser bei 4.000 Euro. Die Kosten werden jeweils zur Hälfte vom Bund und den Autobauern getragen. Der Kauf von Hybridwagen, die per Stecker geladen werden und über einen ergänzenden Verbrennungsmotor verfügen, wird mit 3.000 Euro (jeweils 1.500 Euro Staat/Autobauer) bezuschusst. Insgesamt stehen 1,2 Millarden Euro Fördergelder bereit, um damit den Kauf von bis zu 400.000 Fahrzeugen zu unterstützen. [2]
Wer kann den „Umweltbonus“ beantragen?
Das können sowohl Privatpersonen als auch Firmen, Stiftungen, Vereine oder Körperschaften tun. Wichtig ist, dass Käufer das Auto mindestens neun Monate lang behalten müssen – dies gilt auch für Leasingwagen. Der Wagen selbst darf nicht mehr als 60.000 Euro (Listenpreis zum 31. Dezember 2015) kosten. So soll die Förderung von Luxuskarossen vermieden werden.
Wo kann der „Umweltbonus“ beantragt werden?
Dies funktioniert ausschließlich über ein Antragsformular auf der Homepage des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa). [3] Dort wird es auch eine Auflistung aller Automodelle der Hersteller geben, für die die Kaufprämie gilt.
Welche Hersteller haben ihre Unterstützung für die Kaufprämie zugesagt?
Laut Bundesregierung haben bisher die deutschen Hersteller BMW, Daimler und Volkswagen zugesagt. Von den ausländischen Herstellern beteiligen sich Citroën, Hyundia, Kia, Mitsubishi, Nissan, Pieugeot, Renault, Toyota und Volvo an der Prämie. Die Tür steht aber auch für alle anderen Hersteller weiter offen, sofern sie sich an der Finanzierung des „Umweltbonus“ beteiligen.
Welche Unterlagen werden benötigt?
Zunächst wird der „Umweltbonus“ mit dem Kauf- oder Leasingvertrag beantragt. Anschließend erhalten die Käufer einen Zuwendungsbescheid vom Bafa und muss ins Antragsportal eine Kopie des Kfz-Scheins, des Kfz-Briefs sowie der Händlerrechnung hochladen. Wichtig: Auf der Rechnung muss ersichtlich sein, dass der Hersteller eine Prämie in gleicher Höhe der Antragssumme bereits vom Kaufpreis abgezogen hat.
Wie lange dauert die Abwicklung?
Aufgrund des großen Andrangs benötigte das Bafa bei der Abwrackprämie 2009 durchschnittlich vier bis fünf Wochen, bis ein Antrag bearbeitet war. Diesmal soll es im Durchschnitt weniger als vier Wochen dauern, das Amt hat extra zehn neue Mitarbeiter eingestellt.
Wie lange gilt der „Umweltbonus“?
1,2 Millarden Euro sind im Fördertopf, 600 Millionen Euro davon kommen vom Bund. Sind diese aufgebraucht, ist der Umweltbonus Geschichte, spätestens aber am 30. Juni 2019.
Welche zusätzlichen Kaufanreize gibt es?
Die Bundesregierung verspricht Steuererleichterungen. Rückwirkend zum 1. Januar 2016 zahlen Käufer von Elektroautos zehn Jahre (statt bisher fünf) keine Kfz-Steuer. Erlaubt ein Unternehmen seinen Mitarbeitern, das private Elektroauto an der Firmenladestelle aufzuladen, winken ebenfalls Steuer-Vergünstigungen. Diese Regelungen sind jedoch vom 1. Janur 2017 bis Ende 2020 befristet.
Exoten auf Deutschlands Straßen
Bisher stehen die deutschen Autofahrer Elektroautos eher kritisch gegenüber. Bislang fahren 25.000 reine Elektroautos und 19.000 Hybridmodelle über Deutschlands Straßen. In Anbetracht dieser Zahlen wirkt das Ziel, bis 2020 mithilfe der Kaufprämie mindestens 300.000 Fahrzeuge unter das Volk zu bringen, sehr hoch gesteckt.
Zumal die Infrastruktur noch in den Kinderschuhen steckt. Deutschlandweit gibt es derzeit 6.000 Ladestellen, 15.000 zusätzliche sollen in den kommenden Jahren noch geschaffen werden. Kostenpunkt: 300 Millionen Euro.
Je nach technischer Ausstattung der Ladestation dauert das Aufladen eines Elektroautos zwischen einer halben und acht Stunden. Eine Ladung kann dabei bis 20 Euro kosten. Die Reichweite geben die Hersteller gewohnt großzügig kalkuliert an.
Sie versprechen Reichweiten zwischen 150 bis 240 Kilometern; Werte, die sich nur unter extrem günstigen Bedingungen erreichen lassen. So sinkt im Winter, wenn die Batterie auch noch Saft für die Heizung bereitstellen muss, die Reichweite deutlich. Zwar lassen sich mit sanfter Fahrweise einige Kilometer herausholen, die tatsächlichen Reichweiten liegen jedoch deutlich unter den Herstellerangaben.
Ein großer Effekt auf die Umwelt ist von den Elektroautos nicht zu erwarten. Zwar sind sie abgasfrei unterwegs, was vor allem der Luftqualität in deutschen Städten zugute kommt – doch selbst, wenn die Bundesregierung ihre Ziele erreicht und über 300.000 Elektroautos verkauft werden, bleiben sie Exoten auf Deutschlands Straßen. Immerhin sind rund 14 Millionen Dieselfahrzeugen und 30 Millionen Benziner unterwegs.
Der Anteil von Elektroautos im deutschen Straßenverkehr läge – sollte der „Umweltbonus“ tatsächlich die Erwartungen erfüllen – bei nicht mal einem Prozent. Ein wegweisender Schritt in eine sauberere Zukunft sieht anders aus.
Fazit
Die Idee, den Kauf umweltfreundlicher Elektroautos zu unterstützen, ist tatsächlich keine schlechte. Ebenso lobenswert ist der Ansatz, die Modelle für jedermann und keine Luxusschlichten zu fördern. Dass viele Hersteller sich an der Kaufprämie beteiligen, zeigt dass der Schritt der Bundesregierung in die richtige Richtung geht.
Nur, ein großer Schritt ist es freilich nicht. Noch fehlt es Ladestationen, vor allem an welchen mit Schnelllademöglichkeit. Die Reichweiten der Fahrzeuge sind überschaubar, die Alltagstauglichkeit somit hier und da eingeschränkt.
Das Konzept wirkt ein wenig, als wäre es noch in den Kinderschuhen stecken geblieben. Ob und wie bald es aus diesen heraustritt und sein Potenzial entfaltet, bleibt die spannende Frage und entscheidet letztlich über den Erfolg des Umweltbonus.
Weiterführende Links
[1] tagesschau.de: Nachricht zur Einführung des Umweltbonus
[2] tagesschau.de: FAQ zum Thema E-Auto-Prämie
[3] Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle: Infoseite zum Thema Elektromobilität