Umzug? Jeder Dritte denkt aktuell darüber nach
Im Rahmen einer von der PSD Bank Nord in Auftrag gegebenen Studie interviewte das IMWF – Institut für Management- und Wirtschaftsforschung im April 2016 insgesamt 1.000 Deutsche ab 18 Jahren zum Thema Umzug, Immobilienerwerb und Baufinanzierung.
Das Ergebnis fiel überraschend aus. 30 Prozent der Befragten setzen sich gerade mit dem Sachverhalt eines Umzugs auseinander. Dies beinhaltet zum einen die Wohnungssuche, zum anderen auch Umzugsvorbereitungen. Der Widerspruch liegt im ersten Moment darin, dass 88 Prozent mit ihrer Wohnsituation jedoch zufrieden sind.
Arbeitsmarkt fordert Mobilität
Auch wenn der Umzug für die Hälfte der Befragten am liebsten in eine eigene Immobilie erfolgen sollte, fürchten 32 Prozent in der Altersgruppe der 25- bis Unter-35Jährigen, dass die eigenen vier Wände den beruflichen Werdegang einschränken könnten.
Dieser Personenkreis geht davon aus, dass er im Laufe der Zeit mehrere Umzüge aus beruflichen Gründen absolvieren muss. In der Gruppe der 45- bis 55Jährigen sind es sogar 47 Prozent, die sich durch Immobilieneigentum in der beruflichen Entwicklung eingeschränkt fühlen.
Immobilienerwerb steht immer noch auf dem ersten Platz der Wunschliste
Bislang konnte die stolze Zahl von 47 Prozent der Deutschen den Traum von den eigenen vier Wänden realisieren. Dabei rangierte Deutschland im Jahr 2014 allerdings vor der Schweiz auf dem vorletzten Platz. In Osteuropa liegt die Quote weit über 75 Prozent (1).
Weitere zehn Prozent der Befragten planen jedoch, in den nächsten zwölf Monaten den Bau oder Kauf einer eigenen Immobilie.
Die Grundgedanken dabei sind eindeutig. Zum einen gehen die Deutschen davon aus, dass Immobilien langfristig im Wert steigen, also eine solide Kapitalanlage darstellen. Zum anderen rechnen viele (84%) mit einem weiteren Anstieg der Kosten, weshalb zeitnahes Handeln als Notwendigkeit betrachtet wird.
Die selbst genutzte entschuldete Immobilie steht bei vielen Verbrauchern als ergänzende Altersversorgung nach wie vor im Mittelpunkt der Überlegung, wie der Ruhestand einmal finanziert werden soll.
Langfristige Kostensenkung spielt ebenfalls in die Überlegungen hinein. 21 Prozent der Mieter unterstellen, dass sie eine zu hohe Miete bezahlen. Immerhin erwarten fast drei Viertel (73%) der Befragten eine Einsparung durch den Immobilienerwerb.
Die wichtigsten Motivlagen für Umzüge in der Zusammenfassung:
- 88 % der Deutschen sind sehr zufrieden oder eher zufrieden mit ihrer Wohnsituation
- 96 % der Eigentümer sind sehr zufrieden oder eher zufrieden mit ihrem Eigenheim
- 81 % der Mieter sind mit ihrem zuhause sehr zufrieden oder eher zufrieden
- 30 % der Deutschen planen aktuell eine Veränderung der Wohnsituation
- 7 % wollen eine Immobilie kaufen
- 4 % wollen ein Haus bauen
- 8 % wollen in eine größere Wohnung umziehen
- 7 % planen in eine andere Stadt/Gegend umzuziehen
- 4 % möchten in eine günstigere Wohnung umziehen
Finanzielle Möglichkeiten sind gegeben
Die finanzielle Ausstattung der Kaufinteressenten ist gut. Die Eigenkapitalquote beträgt bei rund einem Drittel der Befragten 30 Prozent. 56 Prozent des interviewten Personenkreises sieht sich in der Lage, eine Finanzierung solide tragen zu können.
Hemmnisse der Kreditaufnahme
So positiv diese Werte ausfallen, bestehen immer noch genügend mentale Hemmnisse, zum Notar zu gehen. Die Angst vor Arbeitslosigkeit oder Berufsunfähigkeit sind die beiden größten Blockaden. Insgesamt 64 Prozent der Befragten verbinden mit dem Immobilienkauf auch Befürchtungen.
Für 43 Prozent stellt die Angst vor einem Verlust des Arbeitsplatzes das größte Hindernis dar. Diesem Personenkreis stehen 21 Prozent gegenüber, die nur dann eine Baufinanzierung eingehen würden, wenn sie sich rundum gegen das Risiko des Zahlungsausfalls absichern könnten.
Dies wäre eine Aufgabe für die Versicherungswirtschaft. Zum einen müssten die Aufnahme- und Leistungskriterien bei Berufsunfähigkeitsversicherungen neu überdacht werden, zum anderen wäre es eine Überlegung, wieder eine Absicherung bei Verlust des Arbeitsplatzes anzubieten. Dies war in den 70er Jahren schon einmal der Fall.
Die Rahmenbedingungen für den Immobilienerwerb
Betrachten wir einmal die Zahl derjenigen, welche mit dem Kauf einer Immobilie auch Existenzängste verknüpfen, ist diese Zahl erschreckend hoch. Trotz der neu in Kraft getretenen Wohnimmobilienkreditrichtlinie, dazu später mehr, zeigen sich die Rahmenbedingungen für einen Erwerb als ideal.
Nach wie vor haben wir es mit historisch niedrigen Zinsen zu tun, die eine Entschuldung durch höhere Tilgungsspielräume in einem kürzeren Zeitraum zulassen, als noch vor einigen Jahren. Der Immobilienmarkt ist nicht überhitzt, sondern zeigt normale Preissteigerungen (1).
Die Arbeitsmarktsituation spricht ebenfalls für den mutigen Griff nach der eigenen Immobilie. Laut der Bundesagentur für Arbeit bietet der Arbeitsmarkt im Jahr 2016 ein stabiles Wachstum an Arbeitsplätzen, die Gefahr der Arbeitslosigkeit ist eher rückläufig (2).
Wohnimmobilienkreditrichtlinie
Dieses Wortungetüm lässt schon Schreckliches erahnen. Gedacht als Verbesserung des Verbraucherschutzes könnte es zu einer Blockade des Immobilienmarktes werden und darüber hinaus das Baugewerbe massiv in Mitleidenschaft ziehen.
Hintergrund ist, dass Banken seit dem 21.6.2016 nicht nur die bislang übliche Bonitätsprüfung bei einer Hypothekenvergabe prüfen müssen, sondern darüber hinaus alle Lebensumstände für die gesamte Kreditlaufzeit berücksichtigen müssen.
Es soll vermieden werden, dass Darlehen aufgrund eintretender Umstände notleidend werden. Zu diesen mit Risikopotenzial behafteten Lebensumständen zählen Dinge wie
- Scheidung bei verheirateten Antragstellern
- Familienzuwachs bei kinderlosen Antragstellern
- Mögliche spätere Erkrankungen
- Eventuelle künftige Arbeitslosigkeit
Allein diese vier als Beispiel aufgeführten Punkte zeigen die Absurdität der Richtlinie. Kein Banker kann beurteilen, ob sein Gegenüber in zehn Jahren berufsunfähig, geschieden, oder glücklicher Vater sein wird.
Es bleibt zu hoffen, dass es mit der Umsetzung dieser Richtlinie „hapert“, um das aktuell extrem positive Umfeld für potenzielle Immobilienerwerber nicht kaputt zu machen und Ablehnungen zu Finanzierungsanfragen die Regel werden.
Weiterführende Links
(1) Statista – Verteilung Wohneigentum in Europa
(2) Handelsblatt – Warum es aktuell keine Immobilienblase gibt
(3) Bundesagentur für Arbeit – Arbeitsmarktsituation 2016