Unternehmensgründungen kleiner Betriebe in Deutschland rückläufig
Das statistische Bundesamt Destatis hat die neuesten Zahlen zu Unternehmensgründungen in Deutschland veröffentlicht. Im Großen und Ganzen ist Deutschland nicht das Land unternehmerischer Pioniere.
Auch wenn 66.500 Gründungen von Betrieben mit größerer wirtschaftlicher Bedeutung ein Plus von 0,8 Prozent gegenüber dem 1. Halbjahr 2016 bedeuten, hängt Deutschland in der Masse international hinterher. Wie sehen die Zahlen im Einzelnen aus, und was können die Gründe für die rückläufigen Zahlen sein?
Kleingewerbe rückläufig
Der klassische Start in die Selbstständigkeit erfolgt häufig über eine anfängliche Nebenerwerbstätigkeit. Viele Jahre war der Beruf des Versicherungsvertreters durch einen solchen Nebenerwerber geprägt. Onlineshops und Verkaufsportale im Internet stellen heute den Einstieg für viele Unternehmer in die Selbstständigkeit dar.
Allerdings nimmt die Zahl, trotz ständiger Neugründungen im Internet ab. Die Gründung von 92.200 Kleinunternehmen im ersten Halbjahr 2016 bedeutet einen Rückgang von 3,2 Prozent. Bei den Nebenerwerbsvertrieben fiel die der Rückgang um 1,3 Prozent auf 130.200 Firmen relativ gesehen nicht ganz so drastisch aus.
Deutschland im internationalen Vergleich ein Land der Angestellten
Deutschland zählt zu den Ländern mit der geringsten Quote an Selbstständigen. Einer Studie der OECD zufolge bewegt sich die Bundesrepublik unter dem Durchschnitt der OECD:
In Staaten mit extrem angespannter Arbeitsmarktsituation wie Griechenland und Spanien mag der Schluss nahe liegen, dass der Weg in die Selbstständigkeit aus einer Notlage resultiert. In Deutschland versuchte die Bundesregierung früher ebenfalls durch das Modell der „Ich-AGs“ die Zahl der Arbeitslosen zu senken.
Die recht solide Arbeitsmarktlage im Jahr 2017 mag umgekehrt ein Grund für den Rückgang der Neugründungen sein. Aber was ist mit denjenigen, die wirklich ihr eigener Chef sein wollen, die eine Vision oder einen Traum haben, den sie sich im Rahmen der Selbstständigkeit erfüllen wollen?
Die Zahl der Gründungen ist in Deutschland rückläufig, wie die folgende Grafik zeigt:
Der eigene Chef sein – wie sieht es mit den Risiken aus?
Wer in die Selbstständigkeit startet, geht das volle Risiko ein. Während Konzerne aufgrund der volkswirtschaftlichen Relevanz unter dem Schutzmantel des Staates stehen, ist ein Existenzgründer und Selbstständiger mit seinem gesamten Vermögen in der Haftung. Da hilft auch die mögliche Rechtsform der GmbH aufgrund der Durchgriffshaftung nur bedingt.
Das Bundeswirtschaftsministerium sieht Neugründungen als wesentlichen Motor für die hiesige Wirtschaft (1), redet Dinge allerdings auch schön. Der Gründerreport der Deutschen Industrie und Handelskammer (DIHK) spricht da schon eine andere Sprache (2), es seien schlicht zu wenige.
Es gibt den Satz, „wer selbstständig ist, arbeitet selbst und ständig.“ Die rückläufige Zahl an Neugründungen sollte zu denken geben. Liegt es nur an dem Mehr an Arbeit in der Selbstständigkeit? Viele Arbeitnehmer beneiden Selbstständige aber auch, trotz des eindeutig höheren Arbeitsaufwandes. Ist die Bürokratie für eine Firmengründung in Deutschland zu hoch?
Wer ein Gewerbe aufnehmen möchte, muss sich beim Gewerberegister anmelden. Bei einer freiberuflichen Tätigkeit genügt die Mitteilung an das Finanzamt. Die IHK als Zwangsvereinigung für Gewerbetreibende meldet sich nach der Anmeldung von alleine. Die digitale Vernetzung hat dazu geführt, dass sich niemand mehr alleine auf den Weg in die Selbstständigkeit machen muss. Gründerstammtische finden sich in allen größeren Städten, die IHK bietet, ebenso wie die KfW, ebenfalls Unterstützung an.
Es dreht sich alles ums Geld
Ist es die Angst vor dem finanziellen Desaster, das Deutschland zu einer „Selbstständigenwüste“ macht? Dem Traum von der Unabhängigkeit steht gerade am Anfang das finanzielle Risiko gegenüber. Der gleitende Übergang durch eine zunächst nebenberufliche Selbstständigkeit mindert dieses Risiko zwar, am Ende bleibt es aber dennoch erhalten.
Ein weiterer Grund mag die dünne Eigenkapitalausstattung der Gründer sein. Banken sehen Selbstständige gerne als Kunden, wenn sie etabliert sind. Der Finanzierung von Neugründungen stehen sie allerdings eher skeptisch gegenüber.
Welche Möglichkeiten haben Menschen in Aufbruchsstimmung, wenn sie ihren Traum von der Selbstständigkeit realisieren wollen? Für die Finanzierung gibt es zahlreiche Ratgeber und Vergleiche, die auch die Kredite selbst gegenüberstellen.
Förderprogramme der KfW und andere Alternativen
Es ist nicht so, dass die öffentliche Hand Existenzgründer sich selbst überlässt. Existenzgründer können auf eine Vielzahl von Förderprogrammen zurückgreifen.
KfW
Die KfW hält zahlreiche Finanzierungsmodelle bereit. Diese stehen für Expansion, Neugründung oder Übernahme von Firmen zur Verfügung. Das besondere an den KfW-Krediten ist, dass sie in der Regel eine Haftungsfreistellung vorsehen, faktisch als Eigenkapital betrachtet werden.
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P2P Kredite und Crowdfunding
Die Aversion von Banken gegenüber Finanzierungen von Existenzgründern hatte einen Gegeneffekt. Existenzgründer haben heute Aversionen gegen Banken. Dieser Sachverhalt manifestiert sich in dem enormen Wachstum sogenannter Crowdfundingplattformen. Gründer stellen dort ihre Geschäftsidee vor und sammeln von zahlreichen Anlegern Gelder ein. Für die Anleger minimiert sich das Risiko, da Beteiligungen von 50 oder 100 Euro durchaus möglich sind.
Diese Form der Kapitalsammlung zieht sich durch die gesamte Wirtschaft durch bis hin zu größeren Unternehmen, die auf diese Weise auch siebenstellige Beträge aufnehmen. Die Geldgeber sind in diesem Fall allerdings keine Privatpersonen mehr, sondern institutionelle Investoren.
Spezialkredite für Selbstständige
Wer als Selbstständiger einen Ratenkredit benötigt, hat nicht bei jeder Bank Erfolg. Einige Institute vergeben jedoch auch klassische Ratenkredite an Selbstständige. Diese setzen jedoch voraus, dass das Unternehmen mindestens seit drei Jahren besteht und entsprechende Gewinne abwirft. Für Existenzgründer kommen diese Darlehen daher nicht infrage.
Aufbaubanken
Neben den überregional tätigen Banken KfW und Landwirtschaftliche Rentenbank bietet noch jedes Bundesland Hilfen über seine jeweilige Aufbaubank an.
Quelle: Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands, VÖB, e.V.
Die hessische WI-Bank beispielsweise hilft auch Gründern, die erst einmal ganz klein anfangen möchten. Sie unterstützt diesen Personenkreis mit Mikrodarlehen in einer Größenordnung zwischen 3.000 Euro und 25.000 Euro bei einer Laufzeit von sieben Jahren. Als Förderbank verzichtet das Unternehmen auf die banküblichen Sicherheiten.
Berlin gilt als Mekka der Start-ups. Dabei müssen es nicht immer Firmen sein, die durch Rocket Internet oder ähnliche Geldgeber gepusht werden. Die Investitionsbank Berlin vergibt spezielle Gründerdarlehen im Rahmen des Förderprogramms „Berlin Start“. Dieses Programm bietet eine Bürgschaft der BBB (Bürgschaftsbank zu Berlin-Brandenburg) und ermöglicht Darlehen zwischen 5.000 Euro und 250.000 Euro.
Alle anderen Förderbanken agieren nach dem gleichen Muster, wie es diese zwei Beispiele aufzeigen. Es macht also durchaus Sinn, nicht vor der Hausbank zu kapitulieren, sondern die regionale Aufbaubank zu kontaktieren, um den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen.
Quellen und weiterführende Informationen
(1) Bundeswirtschaftsministerium für Wirtschaft und Energie – Existenzgründung – Motor für Wachstum und Wettbewerb
(2) Welt.de – Migranten haben mehr Mut zum Gründen als Deutsche