Der Kreditmarkt für deutsche Unternehmen sorgt für erste Euphorie
Seit der Finanzmarktkrise 2007 wächst derzeit das Kreditneugeschäft mit Selbständigen und Unternehmen so stark wie lange nicht mehr. Gegenüber dem Vorjahr stieg das Geschäft im Quartal 02/17 um 4,8 Prozent.
Die Firmen ziehen weiterhin Vorteile aus dem rekordmäßigem Niedrigzinsniveau, während die wachsende Investitions-Dynamik auch für zukünftig gutes Klima beim Unternehmenskreditgeschäft sorgt.
Nach der Finanzkrise endlich neue Wachstumskraft
Zur Jahresmitte 2017 erlangte das Kreditneugeschäft mit Unternehmen und Selbstständigen neuen Fahrtwind. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wuchs es nach Auswertungen der KfW um ganze 4,8 Prozent. Das ist ein neues Rekordtempo seit der Finanzkrise ab 2007.
Der damalige plötzliche Wirtschaftsabschwung verursachte Liquiditätsengpässe der Unternehmen, welche mit kurzfristigen Krediten überwunden werden mussten. Anders als damals ist die Ursache der aktuellen Belebung der Wirtschaftsaufschwung Deutschlands, begleitet durch die andauernden, günstigen Finanzierungsbedingungen.
Schätzungen der KfW zufolge wird das starke Wachstum noch bis in 2018 hinein fortwähren. Allerdings kann noch nicht bestätigt werden, ob damit auch der seit 15 Jahren bestehende Abwärtstrend im Neugeschäft gebrochen werden kann, welcher in der zweiten Grafik ablesbar ist.
Eigene Statistiken ergaben für das gesamte Kreditgeschäft im Unternehmenskundenbereich (neue und bestehende Kredite) ein Wachstum von 2,24 Prozent im zweiten Quartal 2017 gegenüber Ende 2016.
Unternehmen werden wieder mutiger
Anders als in den vergangenen Jahren sind die deutschen Unternehmen nun wieder gewillter, Investitionen zu tätigen. Acht Jahre dauert der Wirtschaftsaufschwung nun schon an und die Produktionskapazitäten sind daher gut ausgelastet, Tendenz steigend.
Die gut gefüllten Auftragsbücher der meisten deutschen Firmen rufen ein erhöhtes Interesse an Investitionen hervor. Beispielsweise neue Betriebsmittel sollen im zweiten Schritt zu zukünftigen Gewinnen führen und das Eigenkapital pushen. Die KfW geht von einem deutlichen Aufschwung der Unternehmensinvestitionen aus.
Ein weiterer Aufschwung, wenn auch zeitlich begrenzt, wird durch einen Wandel der aktuellen Geldpolitik erwartet. Dieser Wandel soll nämlich gleichzeitig zukünftig höhere Finanzierungskosten bedeuten. Dem Chef-Ökonom der EZB zufolge, „stehen die Zeichen insgesamt doch weitgehend auf Zinswende“, sodass sich einige Unternehmen jetzt noch einmal mit preiswertem Fremdkapital eindecken wollen.
Aktuell gute Konditionen
Momentan haben die Unternehmen aber noch eine gute Position bei Kreditverhandlungen. Laut der aktuellsten SAFE-Umfrage der EZB sind lediglich 5 Prozent der Unternehmen mit Finanzierungsbedarf von Schwierigkeiten beim Kreditzugang betroffen. Die restlichen 95 Prozent dürfen sich über Top Konditionen freuen.
Der Grund dafür ist auch das im Quartal 02/17 rekordniedrige Niveau der Durchschnittskosten für Unternehmenskredite. Auch andere Kreditbedingungen, wie Kreditnebenkosten und Fristigkeiten, wurden laut Angaben der Bank Lending Survey (BLS) beim Neugeschäft deutlich im Sinne der Unternehmer angepasst.
Für die Kreditinstitute ist also trotz gesunkener Margen und regulatorischer Verhärtungen das Unternehmenskreditgeschäft ein attraktives Geschäft. Laut BLS schilderten die Finanzinstitute einen lebhaften Wettbewerb um die Geschäftskunden.
Finale des Abwärtstrends noch nicht in Sicht
Auch wenn die Weichen aktuell sehr gut stehen, wurde das hohe Niveau des Kreditneugeschäfts von Anfang 2000 noch nicht wieder erreicht, wie die unten stehende Grafik zeigt. Die deutschen Firmen bevorzugen im Durchschnitt noch immer die Innenfinanzierung, vermeiden Verschuldungen und stärken stattdessen das Eigenkapital.
Für eine grundlegende Trendänderung am Kreditmarkt müsste die Allgemeinheit der Firmen ihr Verhalten prinzipiell ändern, was allerdings noch nicht absehbar ist. Durch eine mögliche Mäßigung der Kreditvergabebereitschaft sowie durch regulatorische Verschärfungen bleiben die Unternehmen dennoch vorsichtig.