Sicherheit „Made in Germany“ hat international einen guten Ruf
Video-Ident-Verfahren und komplette Vertragsabschlüsse im Internet werden immer mehr zur Selbstverständlichkeit – wir sprachen mit Frank Stefan Jorga, Gründer und CEO des Marktführers WebID Solutions über die Gegenwart und die Zukunft der Technologie und digitale Identitäten.
Was macht WebID Solutions aus?
Frank Stefan Jorga: Bekannt sind wir für unser Video-Ident-System oder das Online-Vertragsabschlussverfahren. Was uns aber auszeichnet: Wir haben diese Systeme erfunden. Wir haben unser Unternehmen 2012 gegründet und zwei Jahre hart dafür gearbeitet, die rechtliche Zustimmung für die Verfahren zu erhalten. Damals gab es regelmäßige Termine im Bundesfinanzministerium. Entsprechend besitzen wir einen gewissen Vorsprung, insbesondere technologisch.
Darüber hinaus verfügen wir inzwischen über viele Referenzen. Mehr als 60 Prozent aller renommierten Banken – von der Deutschen Bank bis zur ING-DiBa – arbeiten teils exklusiv mit uns zusammen. In anderen Branchen sind wir ähnlich stark vertreten.
Aktuell sind wir außerdem das einzige Unternehmen, welches in größerem Umfang sogenannte digitale Identitäten anbietet. Unser Claim lautet „Your True Identity Company“ – eine Deutung davon ist, dass wir ein Unternehmen sind, dass es dem Endkunden ermöglicht, eine auf Dauer angelegte, jederzeit via TAN oder Biometrie wiederverwendbare Identität zu schaffen. In diesem dritten Bereich sind derzeit nur wir mit einem solchen True-Identity-Ansatz tätig.
Was ist der Vorteil einer digitalen Identität?
Frank Stefan Jorga: Wenn sie einen Vertrag mit einer Bank abschließen, dann durchlaufen sie ein Postident- oder Video-Ident-Verfahren. Das dauert. Beim Video-Ident-Kunden vergehen einige Minuten – inklusive Verbindungsaufbau und Durchführung. Es ist jedoch nicht garantiert, dass diese Verifizierung immer und in jedem Fall funktioniert. Beispielsweise könnte die Kamera zu schlecht sein oder die Datenverbindung bricht regelmäßig ab. Wenn sie stattdessen eine digitale Identität besitzen, dann lässt sich das Verfahren in wenigen Sekunden erfolgreich abschließen. Die digitale Identität wird einmalig eingerichtet und ist selbstverständlich wiederverwendbar – jederzeit und weltweit.
Wie sicher sind digitale Identitäten?
Frank Stefan Jorga: Ihre Daten sind absolut sicher. Wir können sagen, dass sämtliche technischen Angriffe auf uns gescheitert sind. Wichtig ist, sich hiergegen bestmöglich zu schützen. Außerdem sind wir für Hacker nicht wirklich interessant, da wir mit unserem Modell auf der Seite der Endkunden stehen und unsere Leistungen für den Endkunden stets kostenfrei sind. Unser gesamtes System wurde sehr sicher geplant und installiert – mit mehreren Sicherheitslayern und Rechenzentren. Zudem verschlüsseln wir sämtliche Daten in den sichersten Verschlüsselungsverfahren, z. B. mit dem Blockverschlüsselungsalgorithmus Blowfish. Sicherheit ist das höchste Gut und Sicherheit „Made in Germany“ hat international einen guten Ruf. Entgegen mancher Verlautbarung leben wir in einem Umfeld, welches sehr von Datenschutz und Datensicherheit geprägt ist.
Wie viele Kunden hat WebID Solutions im B2B-Bereich?
Frank Stefan Jorga: Derzeit rund 180. Zu unseren Kunden gehören derzeit Großbanken, Versicherungskonzerne oder Telekommunikationsanbieter. Im Unterschied zu unseren Mitbewerbern setzen wir nur auf Großunternehmen oder auf Unternehmen mit großem Potential. Wir haben uns bewusst für diese Fokussierung entschieden. Für kleinere Kunden rechnet sich der Aufwand nicht. Ab dem kommenden Jahr werden wir aber eine Variante anbieten, die automatisiert gewisse Prozesse durchführt. Dieses System wäre auch für kleinere Unternehmen kosteneffizient nutzbar.
Auf Ihrer Webseite findet sich aber der Vermerk „Privatkunden“?
Ja, weil Privatkunden unser System im Endeffekt nutzen – kostenfrei. Unter dem Bereich Privatkunden beantworten wir z. B. die wichtigsten Fragen zu unseren Leistungen. Täglich bearbeitet unser Support 300 bis 400 Anfragen von Endkunden.
Was kostet eine Lizenz für Ihr Verfahren? Sind die Preise gestaffelt?
Frank Stefan Jorga: Wir haben verschiedene Grundmodelle. Die generelle Variante ist transaktionsbasiert, d. h. der Kunde bindet sich an unser bestehendes System an und zahlt pro erfolgreicher Identifikation. Preislich liegen wir hier bei ca. sieben Euro. Die Preise sind gestaffelt. Im Finanz- bzw. Bankensegment sinken die Preise bei hoher Identifikationsanzahl bis ca. fünf Euro pro Identifikation. Wir bieten ebenfalls vereinfachte Identifikationsmodelle an, bei denen kürzere Video-Calls durchgeführt werden – immer dann, wenn das Verfahren nicht unbedingt GWG-konform sein muss. In diesem Fall liegen die Preise zwischen 4,20 Euro bis 5,50 Euro. Das sind die Größenordnungen, in denen wir uns beim Video-Ident bewegen.
Niedrigere Preise sind nicht möglich, weil sie gut geschultes Personal benötigen. Andere Modelle, wie die Verwendung der digitalen Identität sind selbstverständlich deutlich günstiger. Wenn ein Kunde seine digitale Identität wiederverwendet, berechnen wir den Geschäftskunden fairerweise weniger. Die Preise liegen irgendwo zwischen 0,95 und 1,95 Euro pro erfolgreicher Identifikation.
Sie können WebID alternativ als Lizenznehmer erwerben. Dann werden ein jährlicher Pauschalbetrag und ein sehr viel geringerer Transaktionspreis berechnet. Die Pauschale richtet sich nach den eingerichteten Arbeitsplätzen. Beispielsweise die Swisscom und die schweizerische Post haben eigene Lizenzen erworben.
Müssen Sie die Mitarbeiter der Lizenznehmer schulen?
Frank Stefan Jorga: Mit dem System alleine ist es nicht getan. Wenn sie Mitarbeitern die Software geben, können jene sicherlich die Daten eingeben oder automatisierte Prozesse auslösen. Sie befähigen den Mitarbeiter aber nicht, in einem Video-Call die Ausweise kompetent zu prüfen. Deshalb ist die Vergabe der Lizenz immer an ein Schulungsprogramm gekoppelt. Das geht im Inland und im Ausland. Wir haben z. B. vor einiger Zeit einen Lizenzvertrag mit Virgin Mobile in Dubai geschlossen und die Mitarbeiter dort in der gleichen Qualität geschult, in der wir arbeiten.
Ist die digitale Identität für den Kunden kostenpflichtig?
Frank Stefan Jorga: Die Erstellung geschieht meist im Rahmen eines Geschäftskundenprozesses, z. B. bei einer Kontoeröffnung. Dann zahlt der Geschäftskunde. Wenn der Kunde seine digitale Identität separat anlegt, übernimmt WebID Solutions die Kosten. Der Endkunde zahlt prinzipiell nie etwas.
Gibt es neben dem Finanzbereich weitere Branchen, in denen Sie besonders aktiv sind?
Frank Stefan Jorga: Wir sind vor vielen Jahren vorwiegend im Finanzbereich gestartet, einfach weil die Banken die höchsten Anforderungen bezüglich der Datensicherheit besitzen. Wir wollten uns nicht nur auf eine externe Zertifizierung verlassen, sondern uns durch diese anspruchsvollen Kunden einen Vertrauensvorsprung erarbeiten. Das ist gelungen. Wir haben unsere Leistungen danach auf weitere Branchen erweitert. Unter anderem ist WebID Solutions mit vielen Telekommunikationsanbietern unterwegs, darunter Vodafone oder der britische Anbieter Lycamobile.
Daneben sind Versicherungskonzerne wie die Allianz AG unsere Kunden. Wenn es um Finanzprodukte geht, müssen diese auch GWG-konform identifizieren. In anderen Bereichen prüfen die Versicherer lediglich die Person. Das ist ebenso möglich. Sie können überdies Führerscheine prüfen. BMW und Daimler nutzen unsere Verfahren intensiv. Im Segment der Gesundheit verwenden beispielsweise Krankenkassen das System von WebID Solutions. Anzumerken ist, dass wir nicht immer direkt kooperieren müssen, sondern teilweise mit technischen Dienstleistern, die sich zwischen uns und dem eigentlichen Geschäftskunden ansiedeln. Bei Krankenkassen haben wir z. B. eine strategische Kooperation mit der Swiss Post Solutions.
Wie bewältigen Sie die Vorgaben des Datenschutzes in verschiedenen Ländern?
Frank Stefan Jorga: Wir haben Berater, die uns in speziellen Fragen zur Seite stehen. Wir arbeiten u. a. mit Rechtsanwaltskanzleien zusammen, die für uns die Gegebenheiten vor Ort prüfen. Es gibt sicherlich Besonderheiten in jedem Land. Nehmen wir die Schweiz: Erhobene Daten dürfen das Land nicht verlassen. Für uns bedeutete dies in der Konsequenz, dass wir unser gesamtes System in der Schweiz noch einmal installieren mussten. Selbst ein unternehmensinterner Datenabgleich zwischen Deutschland und der Schweiz ist gesetzlich nicht erlaubt.
Gibt es für ihr System Grenzen?
Frank Stefan Jorga: Was nicht möglich ist, sind persönliche Prüfungen durch Notare inklusive Beurkundungen von Vertragsdokumenten. Das können wir nicht bieten.
- Gegründet im Jahr 2012 ist die WebID Solutions GmbH europaweiter Marktführer in den Bereichen rechtskonforme Online-Vertragsabschlüsse und digitale Personenidentifikation. Zudem ist das FinTech nach eigener Aussage Pionier für VideoIdent-Systeme nach dem Geldwäschegesetz (GwG). Der Hauptsitz des Unternehmens liegt in Berlin. Inzwischen arbeiten rund 500 Mitarbeiter für WebID Solutions. Täglich werden mehr als 10.000 Nutzer online verifiziert.
Quellen und weiterführende Links
- So funktioniert ein Kreditantrag im Internet: Online einen Kredit beantragen