Es weihnachtet sehr – und der Konsumdruck nimmt zu
Jahr für Jahr stehen viele Eltern unter wirtschaftlichem Druck, je mehr es auf Weihnachten zugeht. Die Erwartungshaltung der Kinder an Geschenke, stark geprägt durch das soziale Umfeld, führt dazu, dass der Monat Dezember zu Ausgaben führt, die sich viele eigentlich gar nicht leisten können.
Das Stockholmer Inkassounternehmen Intrum Justitia hatte eine europaweite Studie mit 24.401 Verbrauchern durchgeführt. Welche Aussagen trafen die 1.044 Befragten aus Deutschland?
Weihnachten auf Pump
Weihnachten, das „Fest der Liebe“, wird von Jahr zu Jahr mehr zu einem Fest der Kreditkarten und Kontoüberziehungen. Allerdings hat sich in den letzten 20 Jahren wenig geändert. Wer heute Kinder im Alter von 20 Jahren und älter hat, weiß noch gut, dass die großen erwartungsvollen Augen jeden Morgen auf die Werbeprospekte in der Tageszeitung schielten.
Ist es heute anders als vor zehn oder fünfzehn Jahren? Keineswegs. Einzig die Produkte haben sich verändert. Der Fokus verschiebt sich zugunsten digitaler Gegenstände. Markenkleidung war jedoch schon immer ein Thema, gerade wenn das soziale Umfeld der Teenager entsprechende Erwartungshaltungen an die Eltern schürte.
Weihnachten strapaziert schon lange die Budgets deutscher Durchschnittsfamilien. 30 Prozent der befragten deutschen Eltern gaben an, dass sie Geschenke für ihre Kinder kaufen, die sie sich in Relation zu ihrem Budget nicht leisten könnten. Ursache sei unter anderem der soziale Druck, der auf ihnen laste. Besonders gefährdet sind laut den Stockholmern junge Familien mit Eltern zwischen 18 und 34 Jahren. In dieser Altersgruppe gaben 52 Prozent an, diesem Druck ausgesetzt zu sein.
Von den Eltern, die unter diesem Druck standen, gaben 87 Prozent nach und finanzierten die Geschenke durch einen Privatkredit oder durch die Inanspruchnahme des Dispokredites.
Die Rangfolge der Geschenke, die den familiären Etat überdurchschnittlich belasten, liest sich fast jedes Jahr identisch:
- Markenkleidung (31 Prozent)
- Spielkonsolen und Videospiele (26 Prozent)
- Markenschuhe und Reisen (je 25 Prozent)
- Computer (24 Prozent)
- Smartphones (23 Prozent)
Gerade durch Güter aus der digitalen Welt, Computer, Spielkonsolen und Videospiele, würden den Eltern das Geld regelrecht aus der Tasche gezogen werden, so der Report.
Trend zur Verschuldung gilt als „normal“
Der „European Consumer Payment Report“, so der Titel der Studie, hat leider nicht untersucht oder hinterfragt, wie viel Geld die Eltern für sich ausgeben und ob es sich um Schutzbehauptungen handelt, den eigenen Konsumbedarf zu verbergen.
Tatsache ist jedoch, dass junge Eltern einer größeren Gefahr zur Überschuldung ausgesetzt sind, als andere Personengruppen. Die zahlreichen verschiedenen Zahlungsoptionen tragen ihren Teil dazu bei, dass leichter Geld ausgegeben wird, als eigentlich vorhanden ist.
Wie können Eltern damit umgehen?
Einem Zehnjährigen zu erklären, dass bestimmte Wünsche nicht zu erfüllen sind, ist schwierig. „Alle anderen haben das auch“ ist eine der üblichen Antworten. Eine Alternative wäre, besondere Wünsche über das Taschengeld zu steuern, damit der Nachwuchs lernt, dass man nur das Geld ausgeben kann, das man auch hat. Das setzt allerdings die eine oder andere Diskussion und einen recht langen Atem voraus.
Wer sich weihnachtsbedingt übernommen hat, sollte eine Schuldnerberatungsstelle aufsuchen, die Kinder allerdings bei diesem Gespräch zu Hause lassen.
„Influencer“ – mehr Einfluss als die Eltern
Soziale Medien tragen ebenfalls ihren Teil dazu bei, das Konsumverhalten entsprechend zu steuern, respektive anzukurbeln. Von den Befragten gaben 24 Prozent an, dass „social media“ einen Einfluss auf ihr Konsumverhalten haben.
Hier bei den Kindern gegenzusteuern, wird schwierig. Ein kontrollierter Umgang mit Facebook, Twitter und Co sollte vom ersten Moment an gesteuert werden. Über die berühmten Meinungsmacher, sogenannte Influencer, auf Twitter und Youtube, die gerade auf Teenager abzielen, und verdeckte Werbung betreiben, sollten Eltern ganz offen mit ihren Kindern sprechen. Sie müssen ihnen klar machen, dass diese Multiplikatoren nicht einfach nur „hipp“ sind, sondern ganz massive finanzielle Interessen mit ihren pseudo-fröhlichen Auftritten verfolgen.
Akzeptanz von Finanzierungen in zwei Jahren verdoppelt
Darüber hinaus sehen es immer mehr Verbraucher als völlig normal an, ihre Anschaffungen zunehmend auf Pump zu tätigen. Von den befragten Deutschen sahen es 41 Prozent als üblich an, Autos oder Fernseher zu finanzieren. Diese Einstellung verbreitet sich immer mehr, wie ein Vergleich mit den Vorjahreszahlen belegt.
Im Jahr 2016 waren es noch 35 Prozent, die diese Einstellung teilen, im Jahr 2015 nur 20 Prozent. Eine Verdoppelung innerhalb von nur zwei Jahren kann durchaus kritisch betrachtet werden. Auf der anderen Seite ist die Kreditaufnahme ein wesentlicher Faktor, der ein Wirtschaftswachstum ermöglicht.