Wohnungsleerstand und freie Arbeitsplätze – eine interessante Korrelation
Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) veröffentlichte am 1. März 2016 eine Statistik, die mehr als nur verblüffend ausfällt.
Die Wissenschaftler werteten den Bestand an leerstehendem, aber zeitnah zu Wohnzwecken nutzbarem, Wohnraum im Jahr 2014 aus. Gleichzeitig betrachteten Sie die bundesweite Verteilung von offenen Arbeitsplätzen im Jahr 2015. Die Korrelation regt zum Grübeln an.
Offensichtlich ziehen hauptsächlich Arbeitnehmer um, deren Arbeitsplatz im Nachgang nicht mehr besetzt werden konnte, nicht besetzt werden sollte. Diesen Schluss legt die Publikation des BBSR nahe.
Aktuell stehen in Deutschland rund 630.000 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern leer, die unmittelbar bezogen werden könnten.
Von diesen Wohnungen finden sich 375.000 Einheiten in Westdeutschland. Der Leerstand in Ostdeutschland beträgt 257.000 Wohnungen. Rund ein Viertel der sofort nutzbaren Wohnungen, 150.000, stehen in dem Bundesland mit der meisten Bevölkerung, in Nordrhein-Westfalen.
An zweiter Stelle findet sich Sachsen mit 98.000 Einheiten, gefolgt von Niedersachsen mit 49.700 Wohnungen und Sachsen-Anhalt mit 49.000 Einheiten.
Den 150.000 leeren, aber nutzbaren Wohnungen in Nordrhein-Westfalen stehen 130.000 Arbeitsplätze gegenüber, die wieder besetzt werden möchten. Eine ähnliche Korrelation weisen noch Niedersachsen, Thüringen und Sachsen auf.
Im Umkehrschluss finden sich aber nur 30 Prozent aller offenen Stellen in Regionen mit niedrigen Leerstandszahlen und einem überhitzten Wohnungsmarkt.
Die Zahlen geben zu denken
Genau genommen kann man für die regionale Einteilung ein Raster mit vier Eckpunkten zugrunde legen:
- Wenig Wohnraum, kaum Arbeitsplatzangebote
- Wenig Wohnraum, hohes Angebot an Arbeitsplätzen
- Viel Wohnraum, kaum Arbeitsplatzangebote
- Viel Wohnraum, hohes Angebot an Arbeitsplätzen
Fazit
Das heutige Arbeitsleben ist von Mobilität geprägt. Die Anforderungen an Arbeitnehmer schließen nicht nur den Umgang mit neuen Technologien, sei es am PC, sei es als Mechatroniker ein. Sie setzen auch eine räumliche Flexibilität voraus.
Es würde also durchaus Sinn machen, dass Menschen auf der Suche nach einem Arbeitsplatz verstärkt in den Regionen schauen, in denen es offensichtlich ein Überangebot an Arbeit, verbunden mit günstigen Mieten gibt.
Steuerliche Anreize für Wochenendheimfahrer und Unterstützung durch die Agentur für Arbeit bei der Aufnahme einer Tätigkeit weg vom Lebensmittelpunkt sind durchaus gegeben. Auch wenn der Schritt in diese Richtung anfänglich schmerzhaft sein mag, könnten offene Arbeitsplätze in Kombination mit preiswertem Wohnraum ein Anreiz für mehr Mobilität sein.