Zinsmarge der Banken bei Baufinanzierung 2020 überraschend stabil
„Verwahrentgelte“, welche die Banken ihren Kunden für größere Guthaben auf den Konten in Rechnung stellen, sind in Deutschland keine Seltenheit mehr. Die Begründung lautet unisono, dass die historisch niedrigen Zinsen die Geldhäuser faktisch dazuzwingen. Ein Blick auf die Zinsmargen der Banken, gerade im Baufinanzierungssegment, lässt an den Argumenten jedoch Zweifel aufkommen.
Das Wichtigste in Kürze:
- Die Banken konnten sich auch im Jahr 2020 über konstante Margen im Baufinanzierungsgeschäft freuen
- Die Refinanzierungskosten blieben fast konstant negativ
- Baufinanzierungsgeschäft befindet sich insgesamt auf einem Rekordniveau
- Die Aussagen der Kreditinstitute über schrumpfende Margen sind nicht zwingend plausibel
- Die Zinsmarge – die Differenz zwischen Zinsertrag und Refinanzierungskosten
Folgt man der Argumentation der Kreditinstitute, führen die Niedrigzinsen dazu, dass die Banken mehr oder gleich viel Geld für die Refinanzierung aufbringen müssen, als oder wie sie mit der Vergabe von Baufinanzierungen verdienen.
Die Refinanzierung für Baufinanzierungen erfolgt in den meisten Fällen über die Ausgabe von Pfandbriefen. Die Pfandbriefrendite wirkt sich erheblich auf die Zinssätze im Hypothekengeschäft aus, stärker als der Einlagenzins für Tagesgeld oder Festgeld.
Anfang des Jahres 2020 stand die Frage im Raum, ob es zu negativen Baufinanzierungszinsen kommen könnte. Trotz des Preiskampfes an der Kreditfront waren sich die Institute aber einig, dass dies nicht der Fall sein wird, Kunden werden für ihren Kredit immer Zinsen bezahlen müssen. Wie sieht es aber bei den Banken aus, die sich für die Kreditvergabe refinanzieren müssen?
Dazu eine Grafik, welche die Refinanzierungskosten, die Pfandbriefrenditen, und die Entwicklung des durchschnittlichen Zinssatzes für Baugeld mit einer Zinsbindungsdauer von fünf Jahren wiedergibt:
Werte von
Der Parallelverlauf der beiden Kurven ist sehr schön zu erkennen, auch der kontinuierliche Abstand zwischen Baugeldzinsen und Pfandbriefzinsen.
Aussage über „sinkende Margen“ nicht zwingend nachvollziehbar
Seit dem Sommer 2019, mit einer Unterbrechung, waren die Renditen für Pfandbriefe negativ, heißt, die Institute haben mit der Ausgabe von Pfandbriefen Geld verdient. Mit sinkenden Baufinanzierungszinsen sanken auch die Renditen für Pfandbriefe, die Zinsmarge blieb folglich stabil beziehungsweise stieg sogar noch an.
Für das Jahr 2020 ergibt sich das folgende Bild für die Entwicklung der Margen:
Monat | Zinsmarge in Prozent bei Zinsbindung bis | |||
---|---|---|---|---|
1 Jahr | 5 Jahre | 10 Jahre | 15 Jahre | |
Januar | 2,07 | 1,48 | 1,06 | 1,01 |
Februar | 2,14 | 1,6 | 1,2 | 1,12 |
März | 1,87 | 1,35 | 0,88 | 0,84 |
April | 2 | 1,3 | 0,92 | 0,87 |
Mai | 2,07 | 1,52 | 1,03 | 1,01 |
Juni | 2,18 | 1,76 | 1,19 | 1,13 |
Juli | 2,11 | 1,63 | 1,22 | 1,15 |
August | 2,11 | 1,63 | 1,06 | 0,98 |
September | 2,16 | 1,63 | 1,2 | 1,07 |
Oktober | 2,17 | 1,64 | 1,18 | 1,07 |
November | 2,18 | 1,61 | 1,11 | 0,96 |
Dezember | 2,17 | 1,62 | 1,15 | 1,03 |
Quelle: eigene Berechnungen |
Werte von
Gerade das kurzfristige Geschäft mit der Dauer von einem Jahr respektive fünf Jahren zeigt sich ausgesprochen lukrativ. Wie lohnenswert Baufinanzierungen vom Volumen her sind, zeigte eine Studie des Beratungshauses PwC für das Baufinanzierungsgeschäft des Jahres 2019:
- Das Gesamtvolumen ausgereichter Hypothekenkredite belief sich auf 1,3 Billionen Euro
- Baufinanzierungen nahmen 42 Prozent der Darlehen ein, die an private Haushalte vergeben wurden
- Gegenüber dem Jahr 2018 bedeutet dies eine Steigerung von 5,7 Prozent, dem höchsten Anstieg seit Beginn der Statistik im Jahr 2003 (1)
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Verteilung auf die einzelnen Segmente im Baufinanzierungssektor.
Die Sparkassen, die mit Verweis auf die schlechten Zinserträge verstärkt an der Gebührenschraube drehen, liegen bei der Darlehensvergabe mit 31 Prozent an der Spitze.
Auf dem zweiten Platz finden sich die Geschäftsbanken, ebenfalls gerne klagend, mit 27 Prozent.
Die genossenschaftlich organisierten Banken, bislang noch verhalten was „Verwahrentgelte“ und Ähnliches angeht, steht mit 25 Prozent auf Rang drei.
Auf Platz vier finden sich die Bausparkassen mit 13 Prozent. Die Bausparkassen hatten ja schon frühzeitig die Zügel in die Hand genommen, um ihre Margen durch Aufkündigung alter Verträge mit hohen Guthabenzinsen zu optimieren.
Baufinanzierung
Weiterführende Informationen
(1) PwC-Studie „Der große Baufi-Boom 2019“ – Springer Professional, 20.3.2020