So schützen sich Häuslebauer vor der Zinswende
Nach dem erfolgreichen Wirtschaftsjahr für die Eurozone 2017 – dem erfolgreichsten Jahr seit 2007 – und der ultralockeren Zinspolitik hat die EZB nun eine Zinswende eingeleitet. Dadurch wird das Finanzierungsumfeld voraussichtlich nicht nur für Unternehmen ungünstiger, sondern auch für die Privatpersonen.
Wer an Wohnungskauf oder Hausbau denkt oder mitten in der Finanzierung steckt, kann sich aber schon jetzt gegen steigende Zinsen absichern. Die nachfolgenden Zeilen verraten, wie das geht.
Die KfW blickt in die Zukunft
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau – kurz KfW – hat in einer Märzausgabe das letzte Wirtschaftsjahr Revue passieren lassen und gleichzeitig einen Ausblick für die Zukunft gegeben.
Die darin festgehaltenen Zahlen zeigen nur Positives über die wirtschaftliche Entwicklung der Eurozone aus dem Jahr 2017. Seit der Wirtschaftskrise 2007 rappelte sich die Wirtschaft wieder kontinuierlich auf, verzeichnete während der letzten fünf Jahre durchweg positives Wachstum und mündete im Jahr 2017 in dem seit zehn Jahren erfolgreichsten Abschluss mit 2,3 Prozent BIP-Wachstum gegenüber dem Vorjahr. Mit diesem Ergebnis liegt die europäische Wirtschaftskraft fast sechs Prozent über dem Niveau zur Zeit vor der Finanzkrise.
Dass es den europäischen Unternehmen gut geht, zeigt sich im kontinuierlichen Abbau der Arbeitslosenquote und den zunehmenden Investitionen. Der Konsum bildet den wichitgsten Treiber des wirtschaftlichen Aufschwungs und die Firmen müssen investieren, um die Nachfrage bedienen zu können.
Vor diesem Hintergrund und bedingt durch den kraftvollen Start in das Jahr 2018, der weiteres Wirtschaftswachstum für die kommenden Monate verspricht, kann die KfW eine positive Prognose für die nächste Zeit stellen. Für das Jahr 2018 nimmt sie eine Wachstumsprognose für das Bruttoinlandsprodukt des Euroraums von weiteren 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr an.
Doch schon für das Jahr 2019 wird es wohl laut Annahme der KfW einen Dämpfer geben und der Wachstumswert nur noch bei 2,1 Prozent liegen. Durch die Zinswende der EZB werden die Finanzierungskonditionen nach und nach angezogen, Investitionen werden teurer und dadurch seltener und das Wirtschaftswachstum verlangsamt sich. Seit bereits 19 Quartalen ist die Wirtschaft nun schon im Aufschwung, doch nach dieser Zeit stehen viele Zeichen gegen einen weiter fortlaufenden positiven Trend. Verwerfungen an den Aktienmärkten Anfang Februar sind bereits Ausdruck einer langsam zunehmenden Risikoaversion unter den Marktteilnehmern.
Ihr Immobilientraum muss nicht platzen
Was den Sparer freut, geschieht zum Leidwesen der Investoren. Das bezieht sich nicht nur auf Unternehmen, sondern auch auf die privaten Häuslebauer. Nach den Nachrichten über steigende Immobilienpreise und höhere Baukosten sollen nun auch die Immobilienkredite teurer werden? Doch der Traum von der Eigentumswohnung oder dem eigenen Haus muss nicht platzen. Stattdessen sollte sich darüber informiert werden, wie gegen die prognostizierte Zinsentwicklung vorgegangen werden kann. Schließlich kann in der aktuellen Situation wohl keiner mehr damit rechnen, in zehn Jahren noch die Konditionen von heute erlangen zu können. Darauf machte schon Finanztest bereits Ende 2017 aufmerksam.
Wichtig ist daher, seine Zinsen abzusichern. Wer beispielsweise jetzt schon mitten in der Finanzierung steckt, aber noch eine hohe Restschuld offen hat, kann bei steigenden Zinsen ohne Zinssicherung mit enormen Mehrkosten belastet werden. Ein Rechenbeispiel der LBS West soll die gravierenden Ausmaße verdeutlichen:
Bei einem Darlehen i.H.v. 200.000 Euro mit zehn Jahren Laufzeit und 1,5 Prozent Zinsen sind monatlich 250 Euro Zinsen zu zahlen.
Steigt der Zinssatz auf 2,5 Prozent, werden monatlich schon 416 Euro fällig.
Beträgt der Darlehenszins 3,5 Prozent, liegt die monatliche Belastung allein für die Zinsen schon bei 583 Euro.
Dieses Spiel lässt sich natürlich noch weiter treiben. Und nun überschlagen Sie bei einer Zinssteigerung von allein einem Prozentpunkt Ihren Mehraufwand nach der zehnjährigen Laufzeit. Ein Mittelklassewagen wäre damit schon gekauft.
Doch gegen genau dieses Problem lässt sich mit Vorsorge einfach vorgehen. Beispielsweise sollte die Zinsbindung für eine möglichst lange Dauer abgeschlossen und eine hohe monatliche Rate vereinbart werden, um den Kredit schnell fertigzutilgen. Doch nicht jeder kann eine monatlich hohe finanzielle Belastung tragen und manch einer befindet sich schon mitten in der Finanzierung.
Um langfristig noch die aktuellen Top Konditionen zu sichern, empfiehlt sich noch heute der Abschluss eines Bausparvertrags. Er lohnt für den beschriebenen Fall allerdings nur dann, wenn zwei Voraussetzungen erfüllt werden:
- Der Bausparer nutzt das Bauspardarlehen und verwendet den Vertrag nicht als bloße Sparanlage.
- Nach dem Abschluss des Bausparvertrags steigen die Kreditzinsen wieder. Dann wäre eine Baufinanzierung vergleichsweise teurer, wohingegen der Zins des Bauspardarlehens unverändert bleibt.
Ein Bausparvertrag muss nicht nur für eine Immobilienfinanzierung oder einen Hausbau eingesetzt werden. Auch kleinere Maßnahmen, wie Modernisierung oder Sanierung, können damit finanziert werden. Oder Sie lösen einen bestehenden Kredit, natürlich mit höheren Zinsen, mit einem Bauspardarlehen ab. Als Voraussetzung gilt jedoch immer, dass ein Bausparvertrag für wohnwirtschaftliche Zwecke eingesetzt wird.
Darüber hinaus hat ein Bausparvertrag einen weiteren Kostenvorteil: Da Sie mit dem geleisteten Sparanteil eine Sicherheit für die Bank mitnringen, muss oftmals keine Grundschuld übertragen werden. Somit entfallen Ihnen Grundbuch- und Notargebühren.
Quellen und weiterführende Links
(1) KfW – Eurozone: Aufschwung geht weiter