Die häufigsten Irrtümer beim Immobilienkauf
Der Immobilienmarkt boomt, die Zinsen befinden sich nach wie vor auf einem historisch niedrigen Niveau. Grund genug für viele Mieter, sich jetzt den Traum von den eigenen vier Wänden zu erfüllen. Kapitalanleger sehen in einer fremd vermieteten Immobilie ebenfalls eine echte Alternative zu Tagesgeldern oder Aktien.
Da die wenigsten Käufer professionell mit Immobilien handeln, laufen sie Gefahr, Irrtümern zu erliegen, die als pauschale Aussagen im Raum stehen. Wir wollen hier ein wenig Licht ins Dunkel bringen.
Niedrige Zinsen führen zu preiswerterem Immobilienkauf
Diese Aussage ist theoretisch richtig, in der Praxis leider ein Irrtum. Niedrige Zinsen führen zu einer erhöhten Nachfrage nach Immobilien. Eine erhöhte Nachfrage bedeutet in der Regel einen Anstieg des Preisniveaus.
Dies gilt um so mehr, je weniger Möglichkeit besteht, ein Produkt, in diesem Fall Grund und Boden, beliebig zu vervielfältigen. Das nachfolgende Diagramm illustriert die Entwicklung der Immobilienpreise in den 127 größten Städten Deutschlands.
Der explosionsartige Anstieg begann nach der Finanzkrise, als sich die ersten Anleger in Immobilien flüchteten, und wurde durch das niedrige Zinsumfeld noch beschleunigt. Die steigenden Kaufpreise relativieren die Einsparung durch niedrigere Zinsen.
Dazu kommt noch ein Risiko: Der Immobilienmarkt unterliegt, wie jeder Markt, Schwankungen. Wer in einer Hochpreisphase gekauft hat, riskiert bei fallenden Preisen einen Verlust.
Die aktuellen Preise Ihrer Wunschimmobilien auf dem Markt können ganz einfach online auf verschiedenen Immobilienportalen ermittelt werden:
Immobilien kaufen |
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Anbieter | Kosten | Beschreibung |
Engel & Völkers | Bei Kauf ggf. ortsübliche Maklercourtage | Immobilien über das Suchportal finden und kaufen. Engel & Völkers steht von der individuellen Erstberatung bis zum erfolgreichen Vertragsabschluss unterstützend zur Seite. Beratung auch vor Ort bei einem Immobilienberater in mehr als 270 Wohnimmobilien-Shops in Deutschland möglich. Beim Kauf wird ggf. eine Vermittlungsprovision fällig, sofern sie vom Verkäufer an den Käufer weitergegeben wird. |
Immobilien |
Bei Kauf ortsübliche Maklercourtage | Häuser, Eigentumswohnungen oder Mietshäuser über das Suchportal finden und kaufen. Außerdem stehen weitere Angebote zur Verfügung, wie Zusendung kostenloser Angebote, Finanzierungsberechnung, Umzugsservice. |
Immonet | Bei Kauf ortsübliche Maklercourtage | Auf der Plattform stehen Immobilien für den privaten und gewerblichen Gebrauch zum Kauf. immonet.de ist ein Partnerportal von immowelt.de. |
Immowelt | Bei Kauf ortsübliche Maklercourtage | Immobilien finden oder als regisitrierter Interessent (für 14,90 € pro Suchanzeige) entsprechend der eigenen Ansprüche gefunden werden. |
McMakler | Bei Kauf ortsübliche Maklercourtage | Kaufinteressenten können kostenlos und unverbindlich ihr Suchprofil bei McMakler hinterlegen. Sobald eine passende Immobilie gefunden wurde, erhalt der Interessent eine Mitteilung. Infrage kommen Immobilien zum Wohnen oder als Kapitalanlage. |
Ohne-Makler.net | Bei Kauf ortsübliche Maklercourtage | Auf der Plattform stehen Immobilien für den privaten und gewerblichen Gebrauch zum Kauf. |
realbest | Bei Kauf ortsübliche Maklercourtage | Nur bei erfolgreichem Kaufabschluss entstehen Kosten in Form einer Provision, die für den Verkäufer und/oder Käufer fällig wird. realbest wird an der Provision beteiligt, die der Immobilienmakler erhält. Die Anmeldung auf realbest.de ist für den Kaufinteressenten kostenlos und unverbindlich. Mehr Infos zur Provision: https://www.realbest.de/immobilienverkauf/maklerprovision/. |
Die orstsübliche Maklercourtage je Bundesland finden Sie hier! |
Kaufen ist langfristig rentabler als Mieten
Diesen Satz sagen Bauträger oder Finanzdienstleister, die Immobilien oder Baufinanzierungen vermitteln, gerne und oft. Da die meisten Immobilien finanziert werden müssen, ist es ein Rechenexempel, ob die monatliche Rate für den Hauskredit niedriger ausfällt oder die Miete.
Unstrittig ist, dass der Käufer am Ende der Finanzierung eine schuldenfreie Immobilie besitzt. Diese wirft dann entweder nur Erträge ab oder ermöglicht ihm in der eigenen Wohnung oder im eigenen Haus ein kostenfreies Wohnen.
Bei der Überlegung, ob Mieten oder Kaufen langfristig rentabler ist, spielen die Summe der gezahlten Zinsen und die durchschnittliche Lebenserwartung mit Mietzahlung eine Rolle.
Immobilienbesitzer müssen nur die Kreditraten zahlen
Dies ist leider nicht der Fall. Neben dem Aufwand für Zins und Tilgung sollten Immobilienbesitzer auch Rücklagen für Reparaturen oder Sanierungen bilden.
Bei Eigentumswohnungen fällt dies automatisch im Rahmen der Instandhaltungsrücklage an, die der Wohnungseigentümer zusammen mit dem Hausgeld entrichtet. Diese Aufwendungen können nicht auf den Mieter umgelegt werden, bedeuten also für Eigentümer einen zusätzlichen Kostenfaktor.
Während bei Eigentumswohnungen die Eigentümergemeinschaft über die Höhe der monatlichen Zahlung in die Instandhaltungsrücklage entscheidet, muss der Einfamilienhausbesitzer selbst die notwendige Höhe der Rücklage definieren.
Andere Aufwendungen wie Grundsteuer oder Heizkosten waren bislang in der Umlagenabrechnung enthalten, fallen somit theoretisch nicht als Zusatzkosten ins Gewicht. Der Umzug von einer Wohnung in ein Einfamilienhaus bringt aber in der Regel höhere Wohnnebenkosten durch mehr Quadratmeter mit sich.
Dazu steigt durch den Garten die Größe des Grundstücks, was wiederum zu einer höheren Grundsteuerabgabe führt. Unter dem Strich führt eine eigene Immobilie in den meisten Fällen zu einer Erhöhung der Wohnnebenkosten.
Baufinanzierung
Immobilienpreise steigen kontinuierlich
Auch diese Aussage ist mit Vorsicht zu genießen. Grund und Boden lässt sich nicht vermehren. Die Nachfrage nach Immobilien steigt. Es ist aber die Frage, wo diese Nachfrage anhält. Die demografische Entwicklung geht dahin, dass es in Deutschland immer mehr Singlehaushalte gibt und damit immer mehr Bedarf an Wohnraum.
Diese Singlehaushalte finden sich jedoch überwiegend in den Städten. Die Nachfrage in ländlichen Regionen fällt dagegen unterdurchschnittlich aus. Sie kann kurzfristig ansteigen, wenn die Preise im städtischen Sektor zu sehr ansteigen.
Ein überproportionaler Anstieg führt jedoch dazu, dass es zu einer Blase kommt, die platzt. Der Markt wird dann sehr schnell wieder abkühlen, der Trend wieder in die Stadt zurückführen. Von einem kontinuierlichen Anstieg der Preise kann also nicht die Rede sein.
Bei einer Immobilienblase: Finger weg vom Immobilienkauf
Steigende Immobilienpreise führen dazu, dass es immer wieder zu Warnungen kommt, dass eine Immobilienblase bevorsteht oder bereits existiert. Die Gefahr liegt dann darin, zu einem überhöhten Preis zu kaufen. Aber wie bei Aktien gibt es den „richtigen Zeitpunkt“ nicht, um einzusteigen.
Blasen entstehen allerdings nur dort, wo ein Produkt spekulativ erworben wird, um es kurzfristig mit Gewinn weiterzuveräußern. Der deutsche Eigenheimerwerber hat jedoch einen langfristigen Horizont. Auch wenn der mit dem Gedanken spielt, das Objekt im Alter gewinnbringend zu verkaufen, handelt es sich nicht um eine Spekulation.
Die Gefahr einer Immobilienblase ist in Deutschland auch aus anderen Gründen geringer als beispielsweise im Ausland. Das Verhältnis zwischen Mietern und Eigentümern selbst genutzter Immobilien bewegt sich in etwa bei 50 zu 50.
Im Gegensatz zu Italien mit einer Eigentümerquote von 90 Prozent könnten gar nicht so viele Objekte auf den Markt kommen. Im Vergleich zu den USA fällt die Kreditvergabe hierzulande deutlich strenger aus. Das Risiko fauler Kredite im Immobiliensegment läuft in Deutschland fast gegen null.
Dazu kommt, dass bei einer Immobilienblase die Kreditvergabe überdurchschnittlich ansteigt. Dies ist nicht der Fall, da die Kreditvergabe im Jahr 2016 gegenüber dem Jahr 2015 leicht rückläufig war.
Eine Immobilie ist die ideale Altersvorsorge
Natürlich hat es seinen Reiz, im Alter in einem schuldenfreien Zuhause zu sitzen und nur noch die Nebenkosten und keine Miete mehr zu bezahlen. Der durchschnittliche deutsche Immobilienerwerber wendet beim Kauf in der Regel seine gesamten Ersparnisse für das Eigenkapital auf.
Damit hat sich sein Portfolio faktisch zu 100 Prozent auf die Immobilie reduziert, von einer Streuung der Geldanlage ist nicht mehr die Rede. Es bleibt darüber hinaus fraglich, ob neben der Belastung für die Immobilie noch genügend freie Mittel bleiben, um wieder damit zu beginnen, die Investments zu diversifizieren.
Das heißt, über die notwendige eiserne Rücklage noch ein breiter gestreutes Depot anzulegen. Dabei darf auch nicht vergessen gehen, dass Immobilien mit zunehmendem Alter reparaturanfällig werden. Auch wenn keine Hypotheken mehr zu bedienen sind, müssen die Eigentümer mit außerplanmäßigen Kosten rechnen.
Eigenkapital ist Voraussetzung für den Immobilienerwerb
Eine alte Faustformel besagt, dass der Eigenkapitalanteil 20 Prozent des Kaufpreises zuzüglich der Erwerbsnebenkosten decken sollte. Längst sind die Banken auch in Deutschland dazu übergegangen, auch Vollfinanzierungen zu genehmigen. Sogar die Erwerbsnebenkosten werden mitfinanziert.
Dabei ist dieses Vorgehen hochgradig riskant. Muss das Haus kurz nach Erwerb bereits wieder verkauft werden, geschieht dies häufig aus einer Notlage heraus. Notlagen drücken aufgrund des Zugzwanges des Verkäufers in der Regel die Preise.
Der Eigentümer muss nach dem Verkauf weiterhin Kreditraten abbezahlen. Dies ist in Zusammenhang mit den Erwerbsnebenkosten auch der Fall, wenn das Objekt ohne Verluste veräußert wird.
Kaufpreis gleich Anschaffungskosten
Diese Überlegung zählt zu den beliebtesten, aber auch folgenreichsten Irrtümern beim Immobilienerwerb. Zum Kaufpreis kommen noch die sogenannten Erwerbsnebenkosten. Dazu zählen Grunderwerbsteuer, Notar- und Gerichtskosten und unter Umständen die Maklercourtage.
Je nach Bundesland kommen schnell zehn und mehr Prozent des Kaufpreises als Nebenkosten dazu. Die Notar- und Gerichtskosten fallen bundesweit einheitlich aus und betragen pauschal etwa 2 Prozent des Kaufpreises. Grunderwerbsteuer und maximale Maklercourtage sind Ländersache. Die beiden Tabellen zeigen, mit welchen Kosten Erwerber rechnen müssen.
Maklercourtage
Maklergebühren der Bundesländer 2021 | |||
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Bundesland | Maklerprovision | Anteil Verkäufer | Anteil Käufer |
Baden-Württemberg | 7,14% | 3,57% | 3,57% |
Bayern | 7,14% | 3,57% | 3,57% |
Berlin | 7,14% | 3,57% | 3,57% |
Brandenburg | 7,14% | 3,57% | 3,57% |
Bremen | 5,95% | 2,98% | 2,98% |
Hamburg | 6,25% | 3,13% | 3,13% |
Hessen | 5,95% | 2,98% | 2,98% |
Mecklenburg-Vorpommern | 5,95% | 2,98% | 2,98% |
Niedersachsen* | 7,14% | 3,57% | 3,57% |
Nordrhein-Westfalen | 7,14% | 3,57% | 3,57% |
Rheinland-Pfalz | 7,14% | 3,57% | 3,57% |
Saarland | 7,14% | 3,57% | 3,57% |
Sachsen | 7,14% | 3,57% | 3,57% |
Sachsen-Anhalt | 7,14% | 3,57% | 3,57% |
Schleswig-Holstein | 7,14% | 3,57% | 3,57% |
Thüringen | 7,14% | 3,57% | 3,57% |
* Maklerprovision insg. regional: 4,76 % - 5,95 % oder 7,14 %, aufgteilt bis zu 3,57% je Partei Quelle: Hausverwaltung-Ratgeber.de, Stand 23.12.2020, Alle Sätze inkl. MwSt. |
Grunderwerbsteuersätze der Bundesländer 2024 | |
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Bundesland | Grunderwerbsteuer |
Baden-Württemberg | 5,00 Prozent |
Bayern | 3,50 Prozent |
Berlin | 6,00 Prozent |
Brandenburg | 6,50 Prozent |
Bremen | 5,00 Prozent |
Hamburg | 5,50 Prozent |
Hessen | 6,00 Prozent |
Mecklenburg-Vorp. | 6,00 Prozent |
Niedersachsen | 5,00 Prozent |
NRW | 6,50 Prozent |
Rheinland-Pfalz | 5,00 Prozent |
Saarland | 6,50 Prozent |
Sachsen | 5,50 Prozent |
Sachsen-Anhalt | 5,00 Prozent |
Schleswig-Holstein | 6,50 Prozent |
Thüringen | 5,00 Prozent |
Vor der Entscheidung zugunsten eines Objektes sollten Käufer daher unbedingt kalkulieren, wie hoch die Nebenkosten ausfallen.
Neben diesen Nebenkosten können aber noch weitere Aufwendungen anfallen. Dazu zählen Kosten für neue Möbel bei einer Vergrößerung der Zimmeranzahl oder die Anschaffung eines zweiten Autos bei Umzug in eine ländliche Region.
Die Nebenkosten, die bei Ihrem Immobilienkauf insgesamt anfallen werden (ohne Möbel etc.), können Sie mithilfe unseres Kaufnebenkosten-Rechners ermitteln: