Passivhaus: Von Aufbau bis Zuschuss
Haben Sie schon einmal etwas von einem Passivhaus gehört, können aber nicht hunderprozentig wiedergeben, was es ist? Dieser Ratgeber fasst für Sie zusammen, durch welche Merkmale ein Passivhaus ausgezeichnet wird.
Darüber hinaus können alle Bauinteressierten von unseren Spartipps profitieren, die sich sogar auf „normale“ Wohnbauten übertragen lassen. Eine Musterbaubeschreibung steht am Ende des Ratgebers für Sie bereit.
Merkmale
Ein Passivhaus ist ein Gebäude, in dem ein angenehmes Innenklima ohne aktives Heizungs- und Klimatisierungssystem erreicht werden kann; das Haus „heizt“ und „kühlt“ sich eben rein passiv.
Voraussetzung hierfür ist eine Reduzierung des spezifischen Jahresheizwärmebedarfs des Hauses auf einen Wert von <= 15 kWh / (m² * a). (In Worten: Der Heizwärmebedarf beträgt maximal 15 Kilowattstunden pro Quadratmeter beheizter Wohnnutzfläche und Jahr). Wobei eine kWh in etwa 0,125 l Heizöl bzw. 0,134 m³ Gas entspricht.
Das bedeutet also, dass ein Passivenergiehaus von beispielsweise. 150 m² Wohnnutzfläche einen jährlichen Heizölverbrauch von weniger als 281,25 l (15 kWh / (m² * a) * 150 m² * 0,125 l ) bzw. einen Gasverbrauch von weniger als 301,5 m³ pro Jahr hat.
Der vorgenannte niedrige Jahresheizwärmebedarf soll dabei nicht auf Kosten hoher zusätzlicher Verbräuche an anderen Energieträgern ( z.B. Strom ) erreicht werden. Vielmehr darf der gesamte spezifische Energiebedarf pro m² Wohnnutzfläche in einem europäischen Passivhaus 42 kWh / (m² * a) nicht überschreiten.
Gegenüber einem durchschnittlichen europäischen Neubauhaushalt werden in einem Passivhaus 90 Prozent weniger Heizenergie benötigt. Der gesamte Energieverbrauch eines Passivhauses beträgt max. 25 Prozent des durchschnittlichen Verbrauchs in Neubauten nach den jeweils geltenden nationalen Vorschriften. (Bei uns die Energieeinsparverordnung in aktueller Fassung).
Noch vor einigen Jahren waren die Kosten für die konstruktiven Maßnahmen zur Erzielung dieser Resultate derartig hoch, dass Passivhäuser nur als Forschungs- und Erprobungsmodelle errichtet wurden. Mittlerweise lassen sich Passivhäuser jedoch auch kosteneffizient erbauen, was auch durch diesen Ratgeberbereich untermauert werden soll.
Die kompakte Außenhülle
Ein Haus kühlt nur soweit aus, wie es Wärme nach außen verliert. Dieser Wärmeverlust wird in einem Passivhaus durch die einfallende Sonnenwärme, innere Wärmeabgabe durch Bewohner und Geräte, sowie durch eine Erwärmung der Zuluft in einer Be- und Entlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ausgeglichen.
Die Transmissionsverluste eines Passivhauses über seine Gebäudehülle müssen daher auf ein Minimum reduziert werden. Je kleiner die Flächen sind, über die Wärme nach außen abfließen kann, desto einfacher lässt sich dieses Ziel realisieren.
So hat zum Beispiel ein Satteldach (45°) auf einer Grundfläche von 10 m * 10 m (Fundament) eine Gesamtdachfläche von ca. 160 m², ein Pultdach (12°) bei gleicher Grundfläche nur ca. 115 m² Dachfläche.
Dieses kleine Beispiel zeigt, dass es relativ einfach ist, durch entsprechende Planung, einerseits die durch Wärmeverluste „bedrohte“ Fläche zu verkleinern und andererseits Kosten zu senken (weniger Dämmung, weniger Dachdeckung, einfachere Konstruktion, weniger Holz usw.).
Ein zweiter wichtiger Punkt, der für eine kompakte Außenhülle spricht, ist die Tatsache, dass es damit einfacher ist, eine annähernd wärmebrückenfreie Gebäudehülle zu erstellen. Zumal ein Passivhaus in diesem Punkt keine Fehler verzeiht. Ziel bei der Planung der Außenhülle ist es also die oben erwähnten Transmissionsverluste des Gebäudes so klein wie möglich zu halten.
Nicht nur bei den Außenflächen sollte gespart werden. Eine solide und gleichzeitig günstige Finanzierung kommt dem Bauherren ebenso gelegen wie günstige Energiekosten. Denn sowohl die Kosten für Energie als auch jene für die Finanzierung wirken bis weit in die Zukunft.
Die Luftdichtheit der Gebäudehülle
Die Luftdichtheit der Gebäudehülle sichert Bauteile vor Feuchteschäden und erhöhten Wärmeverlusten.
Durch konstruktive Maßnahmen soll verhindert werden, dass feucht-warme Raumluft in die Bauteilkonstruktion eindringt und dort für Feuchteschäden bzw. für erhöhte Wärmeabgabe sorgt.
So darf bei Gebäuden mit natürlicher Lüftung bei einer Luftdichtheitsmessung nach dem sog. Blower-Door-Verfahren der gemessene Luftvolumenstrom bezogen auf das Raumluftvolumen den Wert von n 50 = 3,0 h –1 nicht überschreiten.
Das heißt, dass bei einem Drucktest mit einem Luftdruckunterschied von 50 Pascal in einer Stunde nicht mehr als das 3,0 – fache Luftvolumen aus dem Gebäude entweichen darf.
Bei Passivhäusern mit geregelter Lüftung und Wärmerückgewinnung muss dieser Wert bei n 50 < = 0,5 h –1 liegen.
Kontrollierte Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung (> 80%)
Lüftung in einem Gebäude ist unentbehrlich. Für ein gesundes Raumklima ist ein Mindestmaß an Luftwechsel in den Räumen unbedingt erforderlich. So muss z.B. durch die Lüftung Feuchtigkeit, die beim Duschen, Baden, Waschen, Kochen usw. entsteht, aus dem Gebäude heraustransportiert werden.
Des Weiteren geben Zimmerpflanzen und die Bewohner des Hauses Feuchtigkeit an die Luft ab (50-100 g pro Stunde).
Ohne den Transport dieser feuchten Luft nach Außen könnte es neben negativen Einflüssen auf die Behaglichkeit auch zu Kondensationserscheinungen an Wand- und Deckenoberflächen und als Folge zu Schimmelpilzbildung und Bauschäden kommen.
Eine weitere Aufgabe der Lüftung ist die Abfuhr von Geruchs- und Schadstoffen z.B. durch Ausdünstungen von Anstrichen, Möbeln usw. Nicht zuletzt muss durch die Lüftung sichergestellt werden, dass verbrauchte, sauerstoffarme und mit Kohlendioxid angereicherte Atemluft kontinuierlich gegen frische ausgetauscht wird.
Um alle vorgenannten Anforderungen an die Lüftung zu erfüllen, ist ein 0,5 bis 0,8-facher Luftwechsel pro Stunde erforderlich.
Da der Luftaustausch bei freier Lüftung (über Fenster) stark vom Wind und von thermischen Auftriebsbedingungen abhängig ist, kann hierbei von unkontrollierter Lüftung gesprochen werden. Um den oben erwähnten Luftwechsel sicherzustellen, müsste man zudem alle zwei Stunden in bewohnten Räumen die Luft einmal durch Lüften erneuern, was durch zeitweise Abwesenheit der Bewohner kaum zu realisieren ist.
Außerdem kommt es gerade in der Heizperiode zu nicht vermeidbaren Zugerscheinungen und somit zur Unbehaglichkeit für die Bewohner, von den Wärmeverlusten in dieser Zeit gar nicht zu reden.
Diese Erkenntnisse führen fast zwangsläufig zu der Überlegung, kontrolliert und kontinuierlich zu lüften und die Lüftungswärmeverluste durch den Einsatz eines Wärmetauschers, der die Energie aus der warmen Abluft auf die kalte Frischluft überträgt, zu minimieren.
Für ein Passivhaus ist daher eine zentrale Be- und Entlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung (>= 80%) und evtl. einer Wärmepumpe zur Brauchwassererwärmung bzw. Restwärmedeckung unbedingt erforderlich.
Das Prinzip der Wärmerückgewinnung
Die Außenluft wird vom Zentralgerät über eine Öffnung in der Außenwand (im Winter über einen Erdreichwärmetauscher bei Temperaturen < ca. 6° Celsius) angesaugt, gefiltert, durch einen Kreuzwärmetauscher und evtl. mittels Nachheizregister erwärmt und dann über weitere Luftkanäle zu den Wohn- und Schlafräumen geführt und dort über kleine unauffällige Luftauslässe eingeleitet.
Gleichzeitig wird die Abluft aus Küche, Bad, WC und evtl. anderen Räumen mit hohem Feuchte- oder Geruchsstoffanteil abgesaugt. Über den Kreuzwärmetauscher geleitet gelangt sie über ein Rohrsystem ins Freie (ohne direkte Verbindung mit der frischen Zuluft).
Eine kontinuierliche Durchlüftung des gesamten Gebäudes wird durch Überströmöffnungen unter den Türen oder über Lüftungsgitter gewährleistet.
Modifizieren lässt sich die Anlage durch den Einsatz einer kleinen Wärmepumpe, die der Fortluft Energie zur Brauchwassererwärmung und ggf. zur Nacherwärmung der Zuluft entzieht. Zur Brauchwassererwärmung bieten sich außerdem Solarkollektoren an.
Für das Zu- und Abluftrohrsystem kommen üblicherweise korrosionsbeständige runde Rohre aus Kunststoff zum Einsatz. Ihre Durchmesser betragen bis zu 200 mm (für Hauptstrang). Geführt werden sie z.B. unter abgehängten Decken. Um die Ventilatorleistung (ca. 2 * 40 W) möglichst gering zu halten, sollten die Kanäle möglichst kurz gestaltet werden.
Sinnvoll ist auch der Einsatz von einfachen Schalldämpfern in den Rohrleitungen nahe des Lüftungsgerätes um den Transport von Betriebsgeräuschen vom Zentralgerät in die angeschlossenen Räume zu verhindern.
Weitere wichtige Bestandteile der Lüftungsanlage sind die Luftfilter. Sie halten Verschmutzungen in der Außenluft (Staub, kleine Partikel, allergieauslösende Pollen usw.) zurück, bevor die Zuluft in die Wohnräume eingeleitet wird und ist somit wesentlich reiner als bei einer Lüftung über Fenster.
Die Filterung der Außenluft dient aber auch dazu, die Lüftungsanlage sauber zu halten.
Lüftungsmaßnahmen und Wohnqualität
Nach neuesten Erkenntnissen über die Wohnbehaglichkeit eines Gebäudes ist vor allem die Temperatur der raumumschließenden Oberflächen für das Wohlbefinden seiner Bewohner entscheidend.
Durch den hervorragenden Wärmeschutz der Außenbauteile eines Passivenergiehauses in Verbindung mit der kontrollierten Wohnungsbelüftung, die zusammen dafür sorgen, dass die Innenoberflächentemperaturen ein konstant hohes Niveau aufweisen, wird dieser Forderung Rechnung getragen.
Nach Untersuchungen in der Schweiz hat das damit erreichte Raumklima eine äußerst positive Auswirkung auf die Gesundheit der Bewohner eines solchen Gebäudes.
Hinzu kommt die ausgezeichnete Luftqualität, die durch den Einsatz der kontrollierten Be- und Entlüftungsanlage, die Schadstoffe, Problem- und Geruchsstoffe sicher beseitigt und gleichzeitig für die nötige Frischluftzufuhr sorgt, erreicht wird.
Gerade dieser Punkt wird von den Bewohnern von Passivenergiehäusern immer wieder ausdrücklich gelobt.
Die Ausnutzung passiver solarer Gewinne
Solare Wärmegewinne entstehen in Gebäuden überwiegend durch diejenige solare Strahlung, die durch Fenster in das Gebäudeinnere gelangt, dort absorbiert und in Wärme umgewandelt wird.
Die solare Strahlung setzt sich aus der direkten Strahlung und der diffusen Himmelsstrahlung zusammen. Letztere fällt im Winter bevorzugt auf südorientierte Flächen. In der Übergangszeit auf Flächen nach Süd, Ost und West und im Sommer besonders intensiv auf Flächen in Ost- und Westrichtung.
Um also im Winter, der Heizperiode, Nettosolargewinne zu erzielen, sind an ein Passivenergiehaus folgende elementare Forderungen zu stellen:
- Ausrichtung des Gebäudes nach Süden; mit großen Fensterflächen nach Süden.
- Die Qualität transparenter Bauteile (Fenster) muss derartig gut sein, dass zwar viel Wärme ins Gebäude gelangt, aber nur wenig wieder hinaus (kleiner U-Wert; großer g-Wert).
Es ist ökologisch und betriebswirtschaftlich sinnvoll, den gesamten Baukörper als Solarkollektor zu konzipieren.
Die Fenster des Passivhauses
Erst die Entwicklung von Fenstersystemen mit sehr niedrigen U–Werten hat den Passivenergiehausbau erst möglich gemacht. Nur so ist es möglich, die Südseite eines Gebäudes großflächig zu verglasen und somit auch im Winter zu Nettosolargewinnen zu kommen.
Durch die hohe Qualität der verwendeten Fenstersysteme ist es auch möglich geworden, im Inneren des Gebäudes anders als bisher zu planen. So können z.B. Essplatz oder Sitzecke direkt an der Verglasung platziert werden, ohne dass es zu unangenehmen Zugerscheinungen kommt.
Für den Passivhausbau sind daher Uw – Werte des Fenstersystems von < = 0,8 W / (m² * K) zu fordern. Damit diese Werte erreicht werden, müssen alle Komponenten eines Fenstersystems optimiert werden, was heute aber relativ kostengünstig zu realisieren ist.
Definitionen wichtiger technischer Werte für Fenster
Für eine genauere Betrachtung dieser Komponenten sollen im Folgenden einige Begrifflichkeiten in diesem Zusammenhang kurz erläutert werden:
- Uw – Wert [W/(m² * K)] ist die Wärmedurchgangszahl für das gesamte Fenstersystem.
- Ug – Wert [W/(m² * K)] ist die Wärmedurchgangszahl für die Verglasung.
- Uf – Wert [W/m² * K)] ist die Wärmedurchgangszahl für den Fensterrahmen.
- g – Wert [%] ist ein Maß für den Energiedurchlass einer Verglasung. Der % -Wert ist als 0 % für eine geschlossene Wand und als 100 % für ein geöffnetes Fenster definiert.
- TL – Wert [%] ist eine Angabe über die Lichtdurchlässigkeit im Bereich der Wellenlänge des sichtbaren Lichtes (380 nm – 780 nm). Der % – Wert ist bezogen auf die Helligkeitsempfindlichkeit des menschlichen Auges.
Problematisch ist die Wahl des richtigen g – Wertes eines Fenstersystems. Im Winter wünscht man sich einen möglichst großen Wert, damit möglichst viel Wärmeenergie ins Gebäude gelangt, während im Sommer der Wert möglichst gering sein sollte, damit es im Inneren nicht zu einer zu großen Aufheizung kommt.
Da es im Normalfall nicht möglich ist, beides zu realisieren, entscheidet man sich für einen Kompromiss, der bei einem g-Wert von ca. 60 % liegt.
Die Fensterrahmen
Die geforderten Uf – Werte von ca. 0,8 des Fensterrahmens lassen sich mit herkömmlichen Materialien kaum realisieren. Dieser Forderung am nächsten kommen noch großvolumige Holzfenster, mit Rahmenstärken um die 100 mm; aber auch nur dann, wenn der Blendrahmen vollständig in einen Hartschaumanschlag eingebaut wird.
Von den marktführenden Kunststoffrahmen mit großformatiger Stahlverstärkung sind die geforderten U – Werte i.d.R. nicht erreichbar. Für den Passivenergiehausbau sind aber inzwischen Fensterrahmen aus Polyurethan – Integralschaum bzw. Kombinationen mit anderen Materialien entwickelt worden, die diese Werte erreichen.
Da die Vorder- und Rückseiten dieser Elemente aus Holz bestehen, sind sie von Holzfenstern kaum zu unterscheiden und sind auch sonst wie solche zu behandeln. Auch lassen sich damit Holz –Alu – Fenster (Die Außenseite wird mittels aufgeschraubter Alu – Elemente noch besser geschützt) ohne Probleme herstellen.
Farblich sind sowohl bei Holz als auch bei Alu auf der Außenseite alle bekannten Farbtöne machbar (RAL). Beim Einbau solcher Fensterrahmen ist ganz besonders auf eine wärmedämmende und luftdichte Anschlussfuge zur Wandkonstruktion hin zu achten.
Die Wärmeschutzverglasung
Die für ein Passivenergiehaus nötige Wärmeschutzverglasung besteht aus einer Dreifachverglasung. Die Scheibenzwischenräume werden wegen ihrer schlechteren Wärmeleitfähigkeit vornehmlich mit den Edelgasen Argon oder Krypton gefüllt.
Zum Vergleich: Die Wärmeleitfähigkeit von Krypton liegt bei 0,009 W/(mK); Argon liegt bei 0,017 W/(mK) und Luft bei 0,026 W/(mK), wobei Krypton teurer als Argon ist. Durch den Einsatz der Edelgase wird also die Wärmeleitung zwischen den Gläsern vermindert.
Zusätzliche Beschichtungen zwischen den Glasscheiben reduzieren die Wärmeübertragung durch Wärmestrahlung und tragen somit wesentlich zur Wärmedämmung der Verglasung bei.
Ein weiterer wichtiger Punkt zur Reduzierung der Wärmeverluste bei der Verglasung eines Fensters stellt der Randverbund der Glasscheiben dar. Bei herkömmlichem Isolierglas bildet der metallische Abstandhalter (in der Regel aus hochwärmeleitendem Aluminium hergestellt) eine nicht zu unterschätzende Wärmebrücke.
In der Praxis zeigt sich dies sehr deutlich durch Tauwasserbildung im Eck- und Randbereich der Innenschale eines Fensters bei niedrigen Außentemperaturen. Dies ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass Aluminium eine Wärmeleitfähigkeit von ca. 200 W/(m² * K) hat.
Die Folgerung daraus ist also die Verwendung eines Abstandshalters aus einem Material mit geringerer Wärmeleitfähigkeit, um den Isolierglasrandverbund thermisch zu trennen.
Für den Passivenergiehausbau sind daher Abstandhalter aus Kunststoff mit einer innenliegenden dünnen Edelstahlfolie als Dampfdiffusionssperre entwickelt worden. Wobei Edelstahl eine Wärmeleitfähigkeit von ca. 20 W/(m K) und der verwendete Kunststoff eine Wärmeleitfähigkeit von 0,19 W/(m K) hat.
Der in der Praxis immer vom Ug – Wert abweichende tatsächliche U – Wert einer Verglasung ist also durch die Verwendung dieser Abstandhalter gegenüber denen aus Aluminium deutlich verbessert.
Messungen haben ergeben, dass eine Verglasung mit einem Ug – Wert von 0,5 W/(m² * K) bei Mitrechnung des Randverbundes aus Aluminium bei einer Fläche von 1m x 1m nur noch einen U-Wert von 0,79 hat, während der U-Wert bei Verwendung der Kunststoffabstandhalter bei 0,63 liegt.
Alles in allem lassen sich die für ein Passivenergiehaus geforderten Uw –Werte von < = 0,8 W/ (m² * K) für das Fenstersystem durchaus erreichen, wenn auch nicht zu einem Spottpreis und auch nicht von jedem Fensterbauer um die Ecke.
Wendefenster als Alternative
In diesem Zusammenhang möchten wir auf eine interessante Alternative in Sachen Fenstersysteme hinweisen. Es handelt sich dabei um sogenannte Wendefenster, bei denen es möglich ist, die im Fensterflügel schwenkbar gelagerte 2-Scheiben Isolierverglasung um 180° zu „wenden“.
Da die beiden Scheiben in ihrer Art und ihrem Aufbau (Beschichtung usw.) Unterschiede aufweisen, stellen sich je nach Position andere g – Werte des Fensters ein. Im Sommer werden von diesem Fenster g – Werte von ca. 0,35 erreicht, was dafür sorgt, dass es dann nicht zu einer allzu großen Aufheizung im Inneren des Gebäudes kommt.
Im Winter dagegen sind hohe g –Werte erwünscht, um möglichst viel Wärmeenergie ins Haus zu holen, hier werden von diesem Fenster g – Werte von bis zu 0,8 erreicht.
Zentrale Installation
Für die Reduzierung des Energieverbrauches und zur Kostenreduktion ist bereits in der Planungsphase zum Bau eines Passivenergiehauses auf eine zentrale Installation der Ver- und Entsorgungsleitungen zu achten.
Hierfür ist ein möglichst zentraler Installationsschacht vorzusehen, in dem die gesamte Haustechnik (Lüftungsanlage, Brauchwasserspeicher, Hausanschluss, Strom, Wasseranschluss, Abwasserrohre, Zu- und Abluftrohre der Lüftungsanlage usw.) untergebracht werden kann.
Durch den zentralen Installationsschacht können die Wege für die Be- und Entlüftungsrohre minimiert und so auch die Leistung der Lüftermotoren gering gehalten werden.
Sind die Brauchwasserentnahmestellen nicht weiter als 3 m von der Brauchwassererzeugung entfernt, kann z.B. auch auf eine Zirkulation (Rohre, Pumpe usw.) verzichtet werden.
Die Reduzierung auf ein einziges zentrales Abwasserrohr (Durchmesser 150 mm) senkt den Material- u. Installationsaufwand. Gleichzeitig wird die Dämmstoffebene Boden nur einmal durchdrungen.
Weitere Maßnahmen
Bei der Planung bzw. des Baus eines Passivenergiehauses sind noch viele weitere Maßnahmen zu berücksichtigen:
- Die Entlüftungsrohre der Abflussleitungen dürfen nicht nach außen durch das Dach geführt werden; die thermische Dachhülle darf nicht durchstoßen werden. Es sollten daher entweder Unterdachentlüfter verwendet werden oder alternativ kann die Entlüftung über ein zusätzliches Rohr, das durch den Boden nach außen geführt wird, erfolgen.
- Schornsteine sind zu vermeiden, da sie die Hülle des Daches durchdringen würden.
- Balkone nicht mit der Geschossdecke verbinden; nur davorgestellte Skelettkonstruktionen verwenden.
- Der Putz ist für einen luftdichten Anschluss bis zum Rohfußboden (Sohlplatte) bzw. unten und oben gegen die Betonrohdecke zu führen.
- Bei Holzbalkendecken dürfen die „arbeitenden“ Balken nicht in die Wand einkragen, da es hierbei zu einer Luftundichtigkeit beim Verputzen kommen würde. Daher sind Balkenschuhe oder ähnliche Wandaufleger zu verwenden, die mit eingeputzt werden und erst danach werden die Balken aufgelegt.
- Verschattungen der Südfensterflächen sind unbedingt zu vermeiden (keine Bepflanzung, die den Licht- und Wärmeeintrag auf der Südseite behindern würden). Temporäre Verschattungen (außenliegende Jalousien) sind dagegen wegen des sommerlichen Wärmeschutzes empfehlenswert, wenn auch nicht unbedingt erforderlich.
- Schrägverglasungen sollten vermieden werden, da sie immer einen aufwendigen temporären Wärmeschutz benötigen.
- Haustüren sollten nach Möglichkeit aus dem gleichen System der Fenster bestehen (d.h. U –Werte < = 0,8 W /(m² * K) aufweisen).
- Außerhalb der thermischen Hülle (Wand) ist die Anordnung eines Windfangs notwendig, um den Kaltlufteintritt im Winter auf das Volumen des Windfangs zu reduzieren.
- Bei solarer Brauchwassererwärmung sollten Waschmaschine und Geschirrspüler an das Warmwassernetz angeschlossen werden.
- Bei der Wahl eines Herdes ist der Gasherd einem Elektroherd wegen seiner im Verhältnis 1 zu 3 günstigeren CO2 – Bilanz vorzuziehen. Allerdings müssen bei der Wahl auch die Kosten für den eventuell nur hierfür benötigten Gasanschluss (alternativ über Gasflaschen) berücksichtigt werden.
- Bei allen Elektrogeräten ist auf niedrigsten Stromverbrauch zu achten
Baukosten sparen
In diesem Kapitel beleuchten wir alle einzelnen Aspekte eines Passivhauses, die helfen, sehr hohe Kosten einzusparen. Diese Aspekte treffen im Prinzip auch auf jedes andere zu erstellende Gebäude zu unter der Annahme, dass die Grundfläche des Hauses ca. 115 m² beträgt.
Keller
Im Gegensatz zu den meisten Massivhäusern kommen Passivhäuser häufig ohne Keller daher. Bauherren dieser enorm energieeffizienten Gebäude sparen daher die durch den Bau eines Kellers wegfallenden Mehrkosten. Folgende Punkte schlagen bei dieser Überlegung zu Buche:
Boden ausheben und abfahren: ca. 115 m² * 2 m = 230m³
Bei ca. 20 Euro / m³ für mittlere Böden, ergeben sich Mehrkosten von 20 * 230 = 4.600 Euro
Hinterfüllung und Verdichtung: Rundherum ca. 1 m breit und 2 m hoch; ca. 90 m³
Bei ca. 17,50 Euro / m³ für Hinterfüllung mit gelagertem Aushub, ergeben sich Mehrkosten
von 90 * 17,50 = 1.575 Euro
Kellerwände aus WU – Beton ( d = 20 cm, bewehrt):
(2,20 m * 10,72 m) * 4 = 95 m²
Bei ca. 300 Euro / m² ergeben sich Mehrkosten von 95 * 300 = 28.500 Euro
Kellerdecke aus Filigranplatten und Ortbeton ( d = 20 cm):
Fläche: ~ 115 m²
Bei ca. 130 Euro / m² ergeben sich also Mehrkosten von 115 * 130 = 14.950 Euro
Zusammenfassung für den Bau eines Kellers:
4.600 + 1.575 + 28.500 + 14.950 = 49.625 Euro
Bei Berücksichtigung weiterer Kosten, wie Erstellung von Innenwänden, Dämmmaßnahmen, Putz, Bodenbelägen, Kellerfenster, Drainagemaßnahmen, Elektroinstallationen, Treppe, usw. belaufen sich die Gesamtmehrkosten für einen Keller schnell auf ca.: 55 – 60.000 Euro.
Dachflächenfenster
Dachflächenfenster mit Isolierverglasung, Eindeck- und Flügelrahmen einschließlich Auswechselung und Anschluss an die Dachhaut, mit allen Zubehörteilen, Abdichtung und Oberflächenbehandlung kosten heute bei einer Größe von ca. 1,5 bis 2,0 m² in einfacher Ausstattung pro Stück ca. 1.750 Euro.
Bei angenommener Einsparung von vier Dachflächenfenstern ergibt sich für das betrachtete Objekt ein Einsparpotential von ca. 4 * 1.750 = 7.000 Euro.
Außerdem macht ein Pultdach den Einabu von großen Dachfenstern überflüssig.
Der Schornstein
Wer keine reguläre Heizung einbaut, die durch die Verbrennung unterschiedlicher Rohstoffe funktioniert, braucht natürlich auch keinen Schornstein.
Ein einzügiger Schornstein bestehend aus Betonformteilen, Dämmmaterial, Innenrohr aus Keramik, mit allen Zubehörteilen und Nebenleistungen schlägt bei einer Höhe von ca. 9 m mit ca. 2.800 Euro zu Buche.
In diesem Preis ist allerdings eine Verschieferung oder eine Mauerwerks-Verblendung des Schornsteinkopfes nicht enthalten. Auch notwendige Abnahmegebühren und wiederkehrende Reinigungsleistungen durch einen Bezirksschornsteinfegermeister sind nicht berücksichtigt.
Alles in allem sind durch den Verzicht auf einen Schornstein aber ca. 3.500 – 4.000 Euro einsparbar.
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Dachform und Dacheindeckung
Die gewählte Dachform eines Pultdaches kommt bei gegebener Grundfläche von 115 m² und einem allseitigen Überstand von ca. 30 cm auf eine Dachfläche von ca. 130 m².
Ein herkömmliches Satteldach mit angenommenen 45° Dachneigung hätte bei gleicher Grundfläche eine Dachfläche von ca. 180 m². Es können also 50 m² an Dachfläche eingespart werden.
Neben der Einsparung an Dachfläche durch die Wahl der richtigen Dachart (zum Beispiel Pultdach statt Satteldach) kommen weitere Einsparungsmöglichkeiten hinzu, beispielweise durch:
- eine einfachere Holzkonstruktion (z.B. nur eine Mittelpfette, keine Zangen, weniger Dachlatten usw.)
- die Halbierung der Dachrinnenlänge und Anzahl der Fallrohre
- eine Verringerung des Einsatzes von Dämmmaterial
- daraus resultierend eine schnellere Montage des Daches.
Aus der Einsparung einer Mittelpfette (16 * 26 cm; 12 m lang) resultiert eine Verringerung der Kosten (herstellen, verzimmern, imprägnieren, Befestigungsmittel usw.) pro m von ca. 66 Euro, insgesamt also: 66 * 12 = 792 Euro.
Außerdem wird bei der Pultdachkonstruktion die komplette Kehlbalkenlage (Zangen) eingespart. Bei einem Abstand von 80 cm bedeutet das eine Ersparnis von ca. 15 Zangen (8 * 24cm) von ca. 3,5 m Länge. Für die komplette Herstellung und Verzimmerung entstünden hierfür Kosten von ca. 50 Euro pro Meter.
Daraus folgt eine Gesamtsumme von: 15 * 3,5 * 50 = 2.625 Euro.
In der Verringerung der Dachfläche von ca. 50 m² liegt im Bereich der Sparren ein weiteres Einsparpotential. Bei Kosten von 50 Euro/m² für den kompletten Einbau der Sparrenkonstruktion ergibt sich eine Ersparnis von: ca. 50 * 50 = 2.500 Euro.
Des Weiteren reduzieren sich die Kosten für die Dachkonstruktion um den verringerten Anteil der Dämmmaßnahmen. Einsparung von 50 m² Zwischensparrendämmung und 50 m² Aufsparrendämmung. Bei Preisen von ca. 140 Euro / m² für die Dämmung und den Einbau ergibt sich eine Kostenersparnis von: (140 * 50) = 7.000 Euro.
Bei der Dachentwässerung kommt es zu weiteren Einsparungen beim Vergleich Pult- zu Satteldach. Beim Pultdach ist entsprechend eine Seite weniger zu entwässern.
Bei Kosten von ca. 135 Euro / m für eine Kupferblech-Hängerinne mit allen Halterungen und Befestigungsteilen, Einläufen und Anschlüssen, Laubfangkörben und Fallrohren bedeutet dies eine Einsparung von. 135 * 12 = 1.620 Euro zugunsten des Pultdaches.
Durch den Einsatz von großformatigen Faserzementwellplatten (Eternit Berliner Welle) lassen sich im Vergleich zu einfachen Tonpfannen ca. weitere 12 Euro / m² – Dachfläche einsparen. Daraus folgen Kosten in Höhe von: 12 * 50 = 600 Euro.
Zusammenfassung des Einparpotentials bei der Dachkonstruktion:
Insgesamt bedeutet die Ausführung des Daches als Pultdach gegenüber der Konstruktion eines Satteldaches also ein Einsparpotential von ca.: 792 + 2.625 + 2.500 + 7.000 + 1.620 + 600 = 15.137 Euro.
Gebäudeform
Die rechteckige Gebäudeform, mit Verzicht auf Vorsprünge, Ausbauten, Erkern, Rundbögen, usw. dient nicht nur zur Vermeidung von Wärmebrücken in diesen Bereichen, sondern senkt durch eine kürzere Bauzeit und einer Verringerung des Aufwandes (z.B. aufwendig gemauerte Verzierungen, Verwendung von speziellen Formsteinen oder Abfangkonstruktionen) die Baukosten erheblich.
Diese Einsparung durch die einfache Form beginnt beim Einmessen des Gebäudes und setzt sich bis zum Dach hin fort. Außerdem besteht bei einer einfachen Konstruktion für den Bauherrn eher die Möglichkeit, einige Gewerke in Eigenleistung zu erstellen.
Auf komplizierte Fensterformen mit Rundbögen und Dreiecken sollte aus Kostengründen ebenso verzichtet werden, wie auf die Verwendung von Fenstersprossen.
Außerdem sollte bei der Planung darauf geachtet werden, die Anzahl der Fenstertypen des Projektes möglichst gering zu halten, was einerseits zu einer kürzeren Bauzeit (kleine Serien), andererseits zu schnellerem Einbau (Routine-Effekt) führt.
Eine Einschätzung der möglichen Kosteneinsparung durch die Wahl einer einfachen Gebäudeform erscheint angesichts der mannigfaltigen Auswirkungen auf die Kostenstruktur sehr schwierig.
Unseres Erachtens nach lassen sich auf den ganzen Bau bezogen durchaus Einsparpotentiale von ca. 10.000 Euro und mehr erzielen.
Garage oder Carport?
Wir empfehlen Ihnen, auf eine gemauerte Garage zu verzichten und stattdessen lieber einen Carport für Ihre Autos zu nutzen. Die Kosten eines Einzel-Carports ( ca. 3,0 m * 6,0 m ), vierseitig offen, belaufen sich auf: schätzungsweise 2.000 Euro.
Eine gemauerte Garage (incl. Verblender + Satteldach) verursacht mindestens Kosten von 15.000 Euro.
Durch den Verzicht auf eine gemauerte Garage zugunsten eines Carports lassen sich also gut und gerne: 13.000 Euro einsparen.
Gasanschluss
Im Rahmen des Projektes „Passivenergiehaus“ ist keine Heizung im herkömmlichen Sinn mehr nötig. Somit kann auf die Herstellung eines Erdgas-Hausanschlusses ebenfalls verzichtet werden.
Je nach Energieversorger ist für einen Gasanschluss ein Betrag von ca. 2.500 Euro fällig. Zu diesen Kosten kommen dann noch die Mehrkosten des Heizungsbauers für die Verziehung der Gasleitung zu den Verbrauchern sowie weitere Materialkosten hinzu. Diese Beträge können mit ca. 500 Euro angenommen werden.
Außerdem entfällt durch den Verzicht auf einen Gasanschluss und damit auf eine gasbetriebene Heizungsanlage die jährliche Emissionsmessung und Abgaswegeüberprüfung durch einen Bezirksschornsteinfegermeister. Der Verzicht auf einen Gasanschluss erspart also nicht nur einmalige Anschlusskosten von ca. 2.500 + 500 = 3.000 Euro, sondern auch jährliche Zusatzkosten.
Treppe
Auch bei der Wahl der Treppenkonstruktion kann viel Geld gespart werden. So sind gerade laufende Treppen günstiger als gewendelte Treppen. Auch der Verzicht auf aufwendige Naturstein- oder Plattenbeläge senkt die Kosten in diesem Bereich. Die Verwendung von Fertigteiltreppen statt speziell angefertigter Treppen sorgt für eine weitere Kostenreduzierung.
Im Rahmen des Projektes Passivhaus kann außerdem auf eine Einschubbodentreppe verzichtet werden (kein Dachraum oberhalb des Obergeschosses vorhanden) und durch den Verzicht auf einen Keller wird auch hier eine zusätzliche Treppe überflüssig.
Wird die Treppe des Gebäudes als gerade Konstruktion geplant, verursacht dies Kosten von ca. 4.500 Euro. Für eine gewendelte Treppe in ähnlicher Ausstattung sind dagegen mindestens: 6.500 Euro zu veranschlagen.
Die Gesamtersparnis beläuft sich also auf mindestens 6.500 – 4.500 = 2.000 Euro.
Zentraler Technikraum
In der Planung sollte darauf geachtet werden, dass alle relevanten Ver- und Entsorgungsleitungen vom Technikraum, in dem die Hauptstränge zentral geführt werden, einen möglichst kurzen Weg zu den Anschlüssen aufweisen.
Dies gilt für die Wasser- bzw. Abwasserleitungen genauso wie für die Zu- und Abluftleitungen der zentralen Lüftungsanlage; im Idealfall lassen sich die Lüftungsrohre geradlinig führen, was einerseits den Installationsaufwand und damit die Kosten senkt und andererseits auch die einzubauende Ventilatorleistung verringert.
Durch die Zentrierung im Technikraum (nur eine Bodendurchdringung = Wärmebrücke) wird beispielsweise auch nur ein Abwasserrohr zur Kanalisation hin verlegt, was wiederum Kosten (durch weniger Aushub, kürzerer Rohrweg, Vermeidung von Abzweig- bzw. Sammelpunkten usw.) einspart.
Problematisch ist es auch hier, diesen Einspareffekt in barer Münze auszudrücken. Es erscheint jedoch realistisch, von ca. 2.000 Euro auf das Gesamtgebäude bezogen auszugehen.
Jalousien statt Rollläden
Der Verzicht auf Rollläden zugunsten von Jalousien bedeutet zum einen den Verzicht auf innenliegende Rollladenkästen. Für das Projekt Passivhauses müssten zum anderen extrem gedämmt sein, was sie verteuert.
Wegen der Vielzahl der Anschlüsse in diesem Bereich lassen sich damit unseres Erachtens nach Wärmebrücken aber nicht gänzlich verhindern. So sind für dieses Projekt außenliegende Jalousien (gut in das Fenster integrierbar wegen des kleineren Kastens) vorgesehen.
Auch die Wärmebrückenproblematik spielt damit keine Rolle mehr (keine Wanddurchdringung durch elektrischen Antrieb).
Rollläden
Für die Ausführung als Rollladenkonstruktion würden folgende Kosten anfallen (Material, Zubehör, Einbau):
- Kästen in hochwärmegedämmter Ausführung (30 * 30 cm) verursachen Kosten von ca. 150 Euro pro m.
- Rollladenpanzer kosten als Normalprofil ca. 120 Euro pro m²
- Ein elektrischer Antrieb kostet pro Stück ca. 480 Euro.
Daraus ergeben sich Gesamtkosten pro m von ~ 750 Euro. Bei angenommenen 20 m sind das 20 * 750 = 15.000 Euro.
Jalousien
Bei der Verwendung von elektrisch betriebenen Außenjalousien (Lauflänge bis ca. 2,20 m) entstehen Kosten pro m von ca. 500 Euro. Für die etwa benötigten 20 m bedeutet dies Kosten in Höhe von 20 * 500 = 10.000 Euro.
Ersparnis
Durch den Einsatz von Jalousien statt Rollläden lassen sich also gut und gerne 5.000 Euro einsparen.
Einsparmöglichkeiten beim Rohbau
Gerade bei der Materialauswahl lassen sich im Bereich des Rohbaus Kosten einsparen. So lässt sich allein durch die Wahl eines günstigen (ca. 30 Euro/m²; NF- (Normalformat)) Steins für das Verblendmauerwerk eine Menge Geld sparen.
Wird stattdessen aber ein teurer (ca. 60 Euro/m²; DF- (Dünnformat)) Stein gewählt, verdoppeln sich nicht nur die Materialkosten, sondern es verlängert sich durch die Verwendung des Steins im DF-Format auch die Bauzeit, denn es sind mehr Steine und mehr Mörtel pro Wandfläche zu verarbeiten.
Bei angenommenen ca. 200 m² Mauerwerksfläche liegt hier also ein Mindesteinsparpotenzial von 200 * (60 – 30) = 6.000 Euro.
Auch durch die Wahl der Innenwände aus Kalksandstein in den Formaten 4 bzw. 6 DF mit Stoßverzahnung und der Verwendung von Dünnbettmörtel lassen sich Bauzeit und Material und damit auch Kosten bei gleichzeitig guten Schallwerten einsparen.
Auch bei den Dämmstoffen sind die Preisunterschiede bei gleicher Wärmeleitfähigkeit des Materials beachtlich. Hier können bei gleicher Dämmwirkung Preisunterschiede von 50 % und mehr auftreten. Gerade die „ökologischen“ Dämmstoffe, wie z.B. Schafswolle usw. nehmen dabei eine Spitzenposition ein.
Da für das Projekt Passivhaus aber ohnehin nur Dämmstoffe mit ausgezeichneten Wärmeleitfähigkeiten oder anderen speziellen Anforderungen (z.B. hohe Druckfestigkeit) in Betracht kommen, ist die Auswahl an geeigneten Materialien und damit die Möglichkeit einer Kosteneinsparung hier aber eher eingeschränkt.
Um eine Bestandsimmobilie technisch aufzuwerten oder auch um sie baulich zu verändern sind Modernisierungskredite die Finanzierung der Wahl. Hintergrund ist, dass durch die Zweckbindung Zinskosten gespart werden können. Wir haben die besten Angebote im Vergleich.
Die „herkömmliche“ Heizung
Die Installation einer „modernen“ Heizungsanlage mit:
- Gasbrennwertkessel,
- zentraler Warmwasserbereitung über Ladepumpe (Speicher ca. 160 Liter),
- Heizkörper in allen Räumen,
- Fußbodenerwärmung in ausgesuchten Räumen (z.B. Bad, Wohnen),
- der Kessel außentemperaturabhängig gesteuert
verursacht Kosten von ca. 150 Euro / m² Wohnfläche. Bei angenommenen 115 m² würde dies also Kosten von: 115 * 150 = 17.250 Euro verursachen.
Zusätzlich müssten an dieser Stelle die Kosten der kontrollierten Be- und Entlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und eine eventuell notwendige Wärmepumpe zur Deckung des Restwärmebedarfs gegengerechnet werden. Doch dies wird bei einer Rundung sehr ungenau.
Das Gesamteinsparpotential
Das Gesamteinsparpotential eines Passivhauses, welches aus allen kostensparenden Aspekten resultiert, stellen wir für Sie in einer nachfolgenden Übersicht dar:
Kosteneinsparende Aspekte | Eingesparte Kosten |
---|---|
Der Keller | 55.000 – 60.000 EUR |
Dachflächenfenster | 7.000 EUR |
Der Schornstein | 3.500 – 4.000 EUR |
Dachform und Dacheindeckung | 15.000 EUR |
Die Gebäudeform | 10.000 EUR |
Garage oder Carport | 13.000 EUR |
Der Gasanschluss | 3.000 EUR |
Die Treppe | 2.000 EUR |
Der zentralen Technikraum | 2.000 EUR |
Jalousien statt Rollläden | 5.000 EUR |
Einsparmöglichkeiten beim Rohbau | 6.000 EUR |
Die „herkömmliche“ Heizung | 17.250 EUR |
Gesamteinsparpotential | 138.750 – 144.250 EUR |
Bei entsprechender Planung und Konstruktion eines Gebäudes lassen sich also fast 150.000 Euro einsparen, ohne hinsichtlich des Komforts oder der Langlebigkeit des Gebäudes nennenswerte Abstriche machen zu müssen.
Die möglichen Kosteneinsparungen bei einem Passivhaus können dazu führen, dass der Kapitalbedarf zu dessen Bau sogar niedriger ist, als bei „normalen“ Häusern. Da die meisten neuen Häuser nur zu einem gewissen Prozentsatz aus Eigenkapital und zu einem großen Prozentsatz über einen Immobilienkredit finanziert werden, bedeutet dies entweder die Möglichkeit, weniger Eigenkapital einzusetzen oder einen in der Summe geringeren Immobilienkredit aufnehmen zu müssen.
Viele der hier genannten Einsparmöglichkeiten lassen sich übrigens auch auf den Bau eines „herkömmlichen“ Gebäudes anwenden.
Passivhaus Musterbaubeschreibung
Zu jedem Gebäude gibt es eine Baubeschreibung. Auf dieser Seite geben wir Ihnen eine Baubeschreibung, welche genau auf ein Passivhaus zugeschnitten ist.
Es handelt es sich hier um ein Beispiel, das nicht als 1:1 als Vorlage für einen Neubau herangezogen werden sollte. Dennoch orientieren wir uns sehr stark an der Praxis und stellen mit diesem Beispiel eine Checkliste bereit, die als zusätzliches Hilfsmittel dienen kann.
Bei dem Gebäude handelt es sich um ein Einfamilienhaus in Massivbauweise. Nach seinem Heizenergieverbrauch von < = 15 kWh/(m² a) handelt es sich um ein so genanntes Passivenergiehaus.
Details:
- Auf einen Keller wird verzichtet.
- Die Gebäudeform ist rechteckig, wobei die Längsseite direkt nach Süden ausgerichtet ist und großflächig verglast wird.
- Im oberen Bereich der Südfassade besteht die Möglichkeit Solarkollektoren in sog. Wandmontage zu installieren.
- Als Dachform wird ein Pultdach mit ca.12° Neigung nach Norden hin, gewählt.
- Die Dacheindeckung besteht aus Eternit (Berliner Welle; klassikrot).
- Die verbleibende Innenhöhe im Traufenbereich des Obergeschosses beträgt noch min 2,20 m.
- Die gesamte Dachkonstruktion hat eine Dicke von ca. 50 cm und erreicht einen U – Wert von ~ 0,11 W/(m² * K).
- Die Konstruktion wird dabei weder von Dachflächenfenstern, Schornsteinen oder Entlüftern durchdrungen.
- Die Sparren (ca. 8 x 24 cm) des Daches enden an der Außenkante der Innenschale des zweischaligen Mauerwerks der Wandkonstruktion und durchdringen somit nicht die Dämmebene der Außenwand.
- Die Konstruktion dieser Wand besteht aus einer Innenschale aus Porenbeton– Plansteinen (30 cm), einer Kerndämmung mit einem Dämmstoff der Wärmeleitfähigkeitsgruppe 030 (15 cm) und einem Verblender im NF – Format. Es wird ein U – Wert der Wand von ~ 0,12 W/(m² * K) erreicht.
- Die bewehrte Bodenplatte des Gebäudes erhält unterhalb derselben eine Dämmung aus 10 cm Foamglas (050) und oberhalb aus 15 cm Polystyrol – Hartschaum (035), wodurch ein U –Wert der Bodenplatte von ~ 0,15 W/(m² * K) erreicht wird.
- Bei allen aufgehenden Wänden (auch Innenwände (Kasa 4 DF bzw. 6 DF) im Erdgeschoss), sowie beim Anschluss Fundament / Bodenplatte kommen spezielle Foamglas – Dämmsteine mit erhöhter Druckfestigkeit (1,7 N/mm2) zur Vermeidung von Wärmebrücken zum Einsatz.
- Bei den Fenstern des Gebäudes handelt es sich der Optik nach um Holzfenster mit einem Uw – Wert des Gesamtsystems von 0,77 W/(m² * K) und einem Gesamtenergiedurchlassgrad (g – Wert) von 60 %.
- Das Fenstersystem besteht dabei aus einem Rahmen in Sandwich – Konstruktion (Innen/Außen Holz, dazwischen ein PUR – Kern), einer Dreischeibenisolierverglasung mit Argonfüllung und einem Glasrandverbund aus Kunststoff.
- Die Anzahl der Fenster ist auf der Nord–Ost–West – Seite des Gebäudes minimiert. Betreten wird das Gebäude über einen Windfang, der dem Objekt auf der Südseite „vorgesetzt“ ist und dem sich ein Geräteraum und ein Carport anschließen.
- Die Aufteilung des Erdgeschosses gestaltet sich offen nach Süden ausgerichtet.
- Die Nassräume und der zentrale Technikraum liegen zur Reduzierung der Installationswege direkt übereinander.
- Auch die Anschlüsse der Küche haben einen sehr kurzen Weg zum Technikraum, in dem alle Ver- und Entsorgungsleitungen des Gebäudes zentriert installiert sind.
- Der Flurbereich wird geprägt durch einen sichtbaren Stahlunterzug (HE 140 B), der die obere Galerie trägt und durch eine gerade Stahltreppe zum Obergeschoss, die direkt vor der südlichen Fensterfront platziert ist.
- Über die Galerie, die sich gänzlich über die Südfassade erstreckt, sind alle Zimmer des Obergeschosses erreichbar.
- Außerdem Technikraum sind hier alle Räume zur besseren Belichtung mit Oberlichtern über den Türen ausgestattet.
- Zur weiteren technischen Ausstattung des Gebäudes zählt die Installation einer zentralen Be- und Entlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung (> 80 %), elektronisch geregelt und außentemperaturabhängig gesteuert.
- Durch den zentralen Technikraum werden auch hier Rohrwege und Ventilatorleistung (ca. 2 x 40 W) minimiert.
- Für den Winterbetrieb ist eine Erdreichvorwärmung (Temperatur in ~ 2 m Tiefe ca. 6 – 8 ° C) der Außenluft vorzuschalten. (Im Sommer zur Kühlung verwendbar)
- Die Brauchwassererwärmung wird von einer Wärmepumpe, die die restliche Energie aus der Abluft nutzt, übernommen. Diese Wärmepumpe übernimmt auch die evtl. erforderliche Nachheizung der in das Gebäude geleiteten Zuluft (zentrales Nachheizregister Wasser/Luft).
- Werden in einzelnen Räumen noch höhere Temperaturen gewünscht, so geschieht dies mittels raum-thermostatgesteuerter elektrischer Nachheizregister unmittelbar vor den Austrittsöffnungen der Zuluft.
- Die Brauchwassererwärmung wird vor allem im Sommer durch den Einsatz von Sonnenkollektoren effizient unterstützt.
- Die Installation einer herkömmlichen Heizungsanlage ist nicht erforderlich.
- Auf einen Gasanschluss des Gebäudes wird verzichtet. Sommerlicher Wärmeschutz bzw. Sichtschutz wird durch die Installation von Außenjalousien erreicht (keine Durchdringung der Dämmebene Wand).
- Hinzuweisen ist noch auf eine besonders sorgfältige Ausführung von Anschlüssen und Details des gesamten Gebäudes hinsichtlich ihrer Luftdichtigkeit und der Vermeidung von Wärmebrücken.