Refinanzierung von Krediten
Die Refinanzierung von Krediten ist ein wunderbares Beispiel für den Begriff „Geldkreislauf“. Wer Gelder verleiht, muss diese zunächst einmal zur Verfügung haben. Leiht der Vater dem Sohn das Geld für ein Auto, nimmt er es beispielsweise vom Tagesgeldkonto. In der gewerblichen Kreditleihe, sprich dem Bankgeschäft, müssen die Banken das Geld ebenfalls erst einmal zur Verfügung haben. Dabei gibt es einen kleinen Unterschied zwischen der Vergabe klassischer Kredite und der Vergabe grundbuchbesicherter Darlehen.
- Refinanzierung von Krediten heißt, Banken müssen sich für die Kreditvergabe an anderer Stelle Geld leihen.
- Im Breitengeschäft geschieht die Refinanzierung der Banken durch die Annahme von Spargeldern von Kunden und der Ausgabe von Pfandbriefen.
- Banken refinanzieren sich auch untereinander.
- „Refinanzierung“ kann auch die Finanzierung einer vermieteten Immobilie aus Mieterträgen, die Umschuldung eines Ratenkredits oder die Anschlussfinanzierung eines Immobiliendarlehens bedeuten.
Was bedeutet „Refinanzierung“?
Refinanzierung im klasssichen Sinne bedeutet, dass derjenige, der einen Kredit vergibt, sich das zu leihende Geld an anderer Stelle selbst leihen muss. Zumindest, sofern er das Geld nicht aus eigener Kraft heraus selbst angespart hat.
Bei der Refinanzierung von Krediten spielen aus Sicht der Banken die Spareinlagen der Kunden eine wesentliche Rolle, denn unter anderem darüber kann sie wiederrum Kredite an andere Kunden vergeben. Zu den Spareinlagen zählen
- Guthaben auf Girokonten
- Sparbücher
- Tagesgeldkonten
- Termingelder
- Sparbriefe
Abhängig von der Dauer, die der Kunde der Bank das Geld zur Verfügung stellt, fällt in der Regel die Verzinsung aus.
Die Bank wiederum kann diese Gelder nun an Kreditnehmer ausleihen. Dabei fällt der Zinssatz, den die Kreditnehmer bezahlen müssen, logischerweise höher aus als für die Einlagen. Die Differenz ist die Zinsmarge und bleibt als Gewinn bei der Bank.
Das Risiko der Banken liegt theoretisch darin, dass alle Sparer am selben Tag Ihre Einlagen, mit Ausnahme der Termingelder und Sparbriefe, zurückfordern können. Diese sind jedoch in den Krediten gebunden Auf der Basis von Vergangenheitswerten können diese möglichen Mittelabflüsse jedoch eingeschätzt werden. In diesem Fall müssten sich die Banken am Geldmarkt oder Kapitalmarkt Gelder beschaffen und möglicherweise selbst höhere Zinsen zahlen, als sie aus den Krediten einnehmen.
Die folgende Grafik zeigt jedoch, dass diese Gefahr aktuell nicht gegeben ist. Seit dem Jahr 2007 geht die Schere zwischen den Einlagen der Sparer und der Nachfrage nach Krediten, in diesem Fall gewerbliche Kredite, immer weiter auseinander.
Das Paradoxon daran ist, dass die Banken auf der einen Seite massiv Kredite vergeben könnten. Die Nachfrage danach geht jedoch zurück, trotz der historisch niedrigen Zinsen für Unternehmensfinanzierungen. Dies ist der Fall, wenn die Unternehmen über genügend liquide Mittel verfügen.
Mittelherkunft bei der Refinanzierung
Banken beziehen ihre Mittel für die Refinanzierung von Krediten aus verschiedensten Quellen. Kundeneinlagen bilden dabei zwar die hauptsächliche Mittelherkunft, aber nicht die einzige. Die nachfolgenden Daten sind zwar schon älter, zeigen Ihnen aber die Gewichtung der einzelnen Quellen auf. (1)
- Termingeldern, Tagesgeldern und Giroguthaben von Privatkunden: 34 Prozent
- Refinanzierung aus klassischen Spareinlagen: 9 Prozent
- Verbindlichkeiten gegenüber anderen Banken: 28 Prozent
- Ausgabe von Anleihen: 27 Prozent
Die Besonderheiten bei Baufinanzierungen
Baufinanzierungen haben in den meisten Fällen längere Zinsbindungsdauern als Festgelder oder Sparbriefe. Vor diesem Hintergrund funktioniert die Refinanzierung in diesem Fall etwas anders. Die Mittelbeschaffung seitens der Banken läuft über Pfandbriefe. Pfandbriefe dürfen jedoch nur für die Kreditvolumina ausgegeben werden, die durch Grundpfandrechte, Hypotheken und Grundschulden besichert sind.
Pfandbriefe haben in der Regel Laufzeiten zwischen fünf und 20 Jahren. Die durch die Ausgabe eingenommenen Gelder können fest verplant werden. Benötigt der Erwerber eines Pfandbriefs Geld, kann er diesen über die Börse weiterverkaufen.
Refinanzierung der Banken am Kapitalmarkt
Eine weitere Option der Refinanzierung für Banken bieten der Kapitalmarkt und die Zentralbanken. Die Rede ist dabei zum einen vom Interbankengeschäft, welches allerdings eher kurzfristigen Charakter aufweist. Zum anderen können Banken auch bei Zentralbanken Gelder leihen, um diese dann als Kredite auszugeben.
Als kritische Option gilt der Verkauf von Krediten. In diesem Fall bündeln die Institute Kredite und verkaufen diese meist an andere Banken weiter. Mit den Einnahmen können dann wiederum neue Kredite vergeben werden.
Weitere Bedeutungen von Refinanzierung
Der Begriff Refinanzierung muss sich nicht immer darauf beziehen, wie Banken Kredite refinanzieren. Auch in Bezug auf Privatpersonen kann es eine Rolle spielen und selbst dabei ist zu unterscheiden.
Zum Beispiel kann damit gemeint sein, wie sich die Finanzierung einer fremd vermieten Immobilie gestaltet. Wurde für die Finanzierung ein Darlehen aufgenommen und wird dieses über die Mieteinnahmen zurückgezahlt, liegt eine klassische Refinanzierung vor.
Darüber hinaus wird Refinanzierung auch synonym bei Anschlussfinanzierungen oder Umschuldungen verwendet. Ein bestehender Kredit läuft aus und muss verlängert werden oder ein teurer Kredit soll durch einen günstigeren ersetzt werden. In beiden Fällen ist ein neuer Kreditvertrag notwendig. (2)
Autor: Uwe Rabolt
Redaktion: Tina Reisewitz
veröffentlicht am 09.03.2020
Quellen und weiterführende Links
(1) Verivox – Refinanzierung
(2) Exporo – Refinanzierung für Immobilien
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