Solaranlage finanzieren
Den eigenen Strom produzieren, sich die hohen Rechnungen vom Versorger sparen und vielleicht sogar einen Überschuss ins Netz einspeisen. Darüber sollte man als Hausbesitzer – insbesondere als angehender Eigenheimbesitzer – angesichts steigender Stromkosten zumindest nachdenken.
Ob sich ein solches Projekt dann auch realisieren lässt, hängt von vielen Faktoren ab. Wird das Dach nicht ausreichend von der Sonne „geküsst“, wäre die Investition zum Beispiel vergebene Liebesmüh. Anderenfalls steht vor allem eine Frage im Raum: Wie kann ich eine Solaranlage finanzieren?
Finanzierungplanung – A und O
Die Frage nach der Finanzierung ist deshalb so wichtig, weil Solaranlagen, wie fast alle grünen Projekte rund ums Haus, das Budget anfangs enorm belasten und erst im Laufe der Jahre für eine Ersparnis sorgen. Wie teuer eine Photovoltaikanlage ist, lässt sich pauschal nur schwer beantworten. Gerechnet wird nach Leistung und Größe. Maßgeblich ist der Wert kWp (Kilowatt Peak), der die theoretische Maximalleistung der Anlage widerspiegelt.
Die Kosten einer Solaranlage
Je kWp rechnet man mit etwa 1.700 Euro (Stand: Juli 2023). Eine typische Solaranlage für einen Privathaushalt mit 10 kWp Leistung kostet demnach rund 17.000 Euro. Soll zusätzlich eine Wallbox oder ein Speicher installiert werden, steigen die Kosten. Zu berücksichtigen ist dabei: In den seltensten Fällen passt eine Solaranlage von der Stange. Sie muss exakt geplant und auf das Objekt zugeschnitten sein. Insofern richten sich die Anschaffungs- und Installationskosten auch nach den örtlichen Gegebenheiten.
Wie hoch ist das Eigenkapital?
Ähnlich verhält es sich mit der Solaranlagenfinanzierung. Auch hier kommt es auf die persönlichen Umstände an, wie man eine Photovoltaikanlage optimal finanziert – immer vorausgesetzt, man hat prüfen lassen, ob sich der Schritt rentiert. Dann gilt es, sich näher mit den Zahlen zu befassen, vor allem mit dem Eigenkapital. Geht man von 20.000 oder sogar 25.000 Euro Kosten aus, dürfte ein solcher Betrag die Möglichkeiten der meisten Verbraucher übersteigen.
Wer einen Bausparvertrag hat, kann das Geld auch für den Bau einer Solaranlage nutzen oder eine bestehende Anlage um einen Speicher nachrüsten.
Fördermöglichkeiten ausloten
Um die Solaranlage zu finanzieren, müssen daher einerseits die Fördermöglichkeiten ausgelotet und günstige Ökokredite verglichen werden.
Einspeisevergütung bei Photovoltaik
Ein Aspekt, der in der Anfangszeit der Photovoltaik weitaus mehr Beachtung fand: die Einspeisevergütung. Sie ist eine der Fördermaßnahmen des Bundes, um den Ausbau der erneuerbaren Energien forciert voranzutreiben. Geregelt werden die Einspeisevergütungen über das EEG, das Erneuerbare-Energien-Gesetz. Die Vorgaben wurden komplett überarbeitet und sind seit dem 1. Januar 2023 in Gänze in Kraft.
Zum einen wird der Netzanschluss einer Solaranlage durch das EEG erleichtert. Auch für bestehende Photovoltaikanlagen gibt es Vereinfachungen. Für Sonnenstromproduzenten jedoch am wichtigsten: die Vergütungssätze. Hier gilt seit dem 30. Juli 2022:
- Anlagen mit Eigenversorgung bis 10 kWp erhalten 8,2 Cent je Kilowattstunde (kWh).
- Anlagen mit Eigenversorgung über 10 kWp erhalten 7,1 Cent/kWh.
o Beispiel der Verbraucherzentralen: Eine Anlage mit 15 kWp erhält im Schnitt 7,8 Cent/kWh. - Anlagen mit Volleinspeisung (ohne Eigenversorgung) erhalten höhere Vergütungen.
- Volleinspeisung bis 10kWp: 13,0 Cent/kWh.
- Volleinspeisung höher als 10 kWp: 10,9 Cent/kWh.
o Beispiel der Verbraucherzentralen bei Volleinspeisung: Eine Anlage mit 15 kWp erhält im Schnitt 12,3 Cent/kWh.
Eigenversorgung ist am wirtschaftlichsten
Mit diesen Werten kann man planen und ein wenig in die Zukunft schauen. Wobei nicht vorhersehbar ist, wie oft die Sonne scheint und wie viel Strom letztlich produziert wird. Vor allem aber, darauf machen auch die Verbraucherzentralen bei der Finanzierung einer Solaranlage aufmerksam: Die beste Wirtschaftlichkeit erzielt man mit einer Anlage, die der Eigenversorgung dient. Dazu bedarf es zwar eines Speichers. Der bringt jedoch eine spürbare Ersparnis bei den Stromkosten mit sich.
Energieberater in Anspruch nehmen
Welcher Weg für die eigene Immobilie optimal ist, sollte man mit einem Experten klären. Eine solche Beratung, ob es sich nun generell um eine energetische Sanierung oder ganz speziell um die Installation einer Solaranlage handelt, ist kostenpflichtig. Glücklicherweise sieht der Gesetzgeber auch hier Förderoptionen vor. Die Bundesanstalt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) unterstützt Interessenten in vielen Fällen, indem die Beratungskosten von maximal 1.300 Euro für Ein- oder Zweifamilienhäuser und bis zu 1.700 Euro Objekte mit mehreren Wohneinheiten bis zu 80 Prozent übernommen werden.
KfW Programm 270
Ferner bietet sich ein Blick auf das KfW-Programm Erneuerbare Energien „Standard“ an (Nummer 270 Kredit). Die Förderbank ermöglicht über dieses Programm nach eigenen Aussagen „eine zinsgünstige Finanzierung von Vorhaben zur Nutzung erneuerbarer Energien zur Strom- oder Wärmeversorgung“. Kurzum: Das Programm ist auch dafür gedacht, eine Solaranlage zu finanzieren.
Bis zu 50 Millionen Euro
Die Rahmenbedingungen für den Kredit: Vorgesehen sind maximal 50 Millionen Euro pro Vorhaben. Finanziert werden 100 Prozent der förderfähigen Kosten. Als Mindestlaufzeit gibt die KfW Förderbank zwei Jahre an. Zur Wahl stehen dann mehrere Laufzeitvarianten. Je länger die Laufzeit, desto mehr tilgungsfreie Jahre räumt die KfW ein. Die Zinsbindung beträgt maximal zehn Jahre.
Bisweilen hohe Zinsen
Nun kommt allerdings ein dickes „Aber“: Die Zinsen richten sich nach der Risikoklasse oder vielmehr nach der Bonität des Kunden und damit der Wahrscheinlichkeit, dass die Raten pünktlich bezahlt werden. Unter Umständen sind die Kosten für den Förderkredit durch sehr hoch. Hinzu kommt, das hat die Vergangenheit gezeigt, dass es schwer ist, einen KfW 270 Kredit zu erhalten, da er nur über Finanzierungspartner wie Banken und Sparkassen vergeben wird. Und die knüpfen den KfW Kredit zumeist an eigene Bedingungen (z.B. Mindestkreditsumme).
Wenn man es dennoch versuchen möchte: Der Förderkredit muss vor Beginn der Baumaßnahme beantragt werden. Dazu benötigt man ein oder bestenfalls mehrere Angebote für die Solaranlage.
Erleichterungen durch Solarpaket Ⅰ
Am 26. April 2024 wurde das Solarpaket Ⅰ beschlossen und erweitert damit die bisherigen Regelungen nach dem EEG.
Mithilfe von diesen Änderungen sollen erneuerbare Energien bis zum Jahr 2030 80 Prozent des Bruttostromverbrauchs ausmachen. Um das zu erreichen, unterstützt das Solarpaket Ⅰ die Anschaffung und die Nutzung von Photovoltaik-Anlagen.
Das geschieht konkret durch beispielsweise weniger Auflagen für größere PV-Anlagen (bis 100 kW), aber auch im Kleinen durch Erleichterungen für neu errichtete Balkonkraftwerke (sog. Steckersolargeräte).
Reduzierung der Auflagen bei Balkonkraftwerken
Bisher durften Balkonkraftwerke mit einem Wechselrichter mit maximal 600 VA Ausgangsleistung genutzt werden. Mit den Gesetzesänderungen sind zukünftig Modulleistungen von maximal 2000 Watt möglich und bei einem Wechselrichter 800 VA Ausgangsleistung erlaubt.
Kleinstanlagen müssen nun nur noch im Marktstammdatenregister (www.marktstammdatenregister.de) mit wesentlich weniger Anforderungen registriert werden. Bisher war eine Anmeldung beim Netzbetreiber notwendige Voraussetzung.
Durch das Solarpaket Ⅰ dürfen Balkonkraftwerke jetzt direkt nach dem Eintrag in das Marktstammdatenregister in Betrieb genommen werden. Man muss nicht mehr auf den Zählerwechsel durch den Netzbetreiber warten.
Einen Nachteil hat es jedoch, wenn man das Steckersolargerät nicht beim Netzbetreiber meldet: Die EEG-Einspeisevergütung von 8,11 Cent pro Kilowattstunde entfällt leider. Allerdings macht sich ein Balkonkraftwerk eher dadurch bezahlt, dass die Kosten für den Eigenverbrauch eingespart werden, wodurch in den meisten Fällen wohl ohne Probleme auf die minimale Einspeisevergütung verzichtet werden kann.
Gemeinschaftliche Gebäudeversorgung
Eine weitere Neuerung ist die unbürokratische Möglichkeit, dass PV-Strom innerhalb eines Gebäudes geliefert wird. Indem die Weitergabe des erzeugten Stroms von der Verpflichtung zur Reststromlieferung befreit ist, können Verbraucher innerhalb eines Gebäudes zunächst mit dem auf dem Haus erzeugten PV-Strom auskommen. Mit zusätzlichen Strombedarf werden die Mieter dann jeweils von einem anderen Lieferanten versorgt.
Dieses Modell macht PV-Anlagen auch für Vermieter und Eigentümergemeinschaften attraktiv.
Ökokredite vergleichen
Wem das „wenn und aber“ beim KfW Kredit zu unsicher ist, der sollte sich um einen Immobilien- oder einen Ökokredit bemühen, um die Solaranlage zu finanzieren. Klassische Baukredite werden allerdings oft erst ab einem bestimmten Betrag vergeben. Dann bietet sich ein regulärer Ratenkredit an, wie ihn die meisten Banken offerieren, oder ein speziell auf grüne Projekte ausgerichteter Kredit.
- 22.733,55 €
- Gesamtbetrag
- 378,89 €
- monatliche Rate
- 5,16% bis 7,99%
- Sollzins p.a.
- 5,29% bis 8,29%
- Effektivzins p.a.
Stand der Daten: 03.12.2024
Welche Variante günstiger ist, kann nur ein individueller Kreditvergleich beantworten. Dabei müssen mehrere Aspekte unter die Lupe genommen werden.
- Welche Beträge sind möglich?
- Welche Laufzeiten werden angeboten?
- Was kostet der Kredit bzw. Ökokredit – also: Wie hoch sind die Zinsen?
- Sind Sondertilgungen kostenfrei möglich?
- Kann ich Ratenpausen einlegen?
Die Punkte Laufzeit und Betrag sollten die geringste Hürde darstellen. Um eine Solaranlage zu finanzieren, reichen Ökokredite in der Regel allemal. Entscheidend sind vielmehr die Kosten. Hier kann man zunächst das Zweidrittelbeispiel betrachten, das die Konditionen für zwei Drittel aller Kunden darstellt. Für ein individuelles Angebot muss man dann eine unverbindliche Kreditanfrage stellen. Das ist jederzeit kostenlos möglich und verpflichtet nicht dazu, später auch einen Kredit aufzunehmen. Es geht vielmehr darum, die exakten Kosten einschätzen zu können.
Auch die übrigen Rahmenbedingungen wie Sondertilgungen und Ratenpausen sind durchaus von Belang. Denn wenn mal mehr oder vielleicht auch zu wenig Geld in der Haushaltskasse ist, kann man so sehr flexibel agieren – bestenfalls, ohne dafür tief in die Tasche greifen zu müssen.
Fazit
Für ein optimales Ergebnis und eine perfekt austarierte Solaranlagenfinanzierung sollte man
- sich ausführlich beraten lassen
- unverbindliche Angebote einholen, die für Förderkredite unabdingbar sind
- die eigenen finanziellen Möglichkeiten ausloten
- sich über Fördermöglichkeiten informieren
- Ökokredite oder Ratenkredite vergleichen, um die Finanzierung abzurunden
Autor: André Maßmann