Der TED-Spread
Der Begriff „TED-Spread“ ist nicht gerade allgemein bekannt, spielt aber bei Markt- und Konjunkturanalysen eine wesentliche Rolle. Was verbirgt sich dahinter? Hier finden Sie Infos zur Bedeutung und Daten zur Entwicklung.
- Der TED-Spread beziffert den Risikounterschied zwischen risikofreien und risikobehafteten Anlagen und gilt als Messgröße für das Kreditrisiko am Markt.
- Grundlage zur Berechnung des TED-Spreads sind der Dreimonats-Libor in US-Dollar und die Zinsen von US-Treasury Bonds mit drei Monaten Laufzeit.
- Je geringer die Differenz ausfällt, umso solider sind die Banken wirtschaftlich aufgestellt.
- Aufgrund der Coronakrise wies der TED-Spread zwischenzeitlich besorgniserregende Werte auf. Zuletzt befand er sich aber mit 0,13 Prozent Anfang Dezember 2021 wieder auf einem rekordniedrigen Niveau.
Was ist der TED-Spread?
Das Kürzel „TED“ steht für Treasury Bill Eurodollar, „spread“ für Differenz. Der Spread gibt die Differenz der Zinsen von Schatzanleihen der USA mit dreimonatiger Laufzeit und dem LIBOR (London Interbank offerred Rate) mit ebenfalls drei Monaten Laufzeit wieder. US-Schatzanleihen gelten aufgrund der Bonität der USA als sehr sichere Anlageform. Bei dem LIBOR handelt es sich um den Zinssatz, den sich Banken für Gelder mit dreimonatiger Laufzeit in Rechnung stellen. Je höher der Spread ausfällt, umso mehr haben die Banken auf den LIBOR im Vergleich zu den Staatsanleihen aufgeschlagen.
Wozu dient der TED-Spread?
Der TED-Spread beziffert das Kreditrisiko, welches im Markt vorhanden ist. Je höher das Risiko, umso größer fällt der Spread aus. Während der Subprime-Krise betrug die Differenz zwischen Treasury Bills und Dreimonats-LIBOR immerhin zwischenzeitlich einen Höchstwert von 4,5 Prozent, wenngleich sie sich zum Jahresabschluss wieder bei 1,32 einpegelte.
Gelten die Zeiten als wirtschaftlich stabil, bewegt sich die Zinsdifferenz bei unter einem Prozent. Am 3. Januar 2020 beispielweise lag der Spread bei 0,38 Prozent, an und für sich ein guter Wert also. Dass es aber noch besser geht, zeigt die Geschichte: Am 2. März 2010 lag der TED-Spread sogar bei nur 0,12 Prozent. Daraus lässt sich ablesen, dass Volkswirtschaften in recht ruhigem Fahrwasser unterwegs waren. Ein steigender TED-Spread lässt hingegen dunkle Vorahnungen aufkommen.
Spannend wird die Interpretation der wirtschaflichen Aussichten, wenn die Betrachtung des TED-Spreads noch um die Betrachtung der US-amerikanische Zinsdifferenzkurve ergänzt wird. Die Zinsdifferenzkurve gibt die Differenz der Zinsen von Anleihen mit zweijähriger Laufzeit und zehnjähriger Laufzeit wieder. Üblicherweise verläuft diese Kurve negativ. Bewegt sie sich allerdings im positiven Bereich, wird es kritisch. Dann fallen die Zinsen für kurzfristige Anleihen höher aus als für langfristige, ein Indikator für eine bevorstehende Rezession. In Kombination mit einem kontinuierlich steigenden TED-Spread ist dies kein gutes Omen.
Wie hoch ist der TED-Spread aktuell?
Wie hoch der TED-Spread aktuell ist, zeigen die folgenden Diagramme zur jährlichen beziehungsweise tagesgenauen Entwicklung. Im ersten Diagramm werden die Durchschnittswerte eines jeden Jahres bis einschließlich 2019 berücksichtigt.
Wie das zweite Diagramm zeigt, lag im März 2020 der Wert zeitweise bei 1,42 Prozent und erreichte damit seinen bisherigen Höchstand seit der Coronakrise (Tiefstand in 2020 bei 0,10 Prozent im Oktober und November). Ein Wert von mehr als einem Prozent ist kein gutes Zeichen und zeigt, dass die Banken wirtschaftlich nicht gut aufgestellt sind. Der Grund dafür ist in der Coronakrise zu suchen, deren wirtschaftliche Beeinträchtigungen oft mit der Zeit der Finanzkrise 2008 verglichen werden. Ähnlich wie damals gingen auch die Werte Anfang 2020 sehr steil nach oben.
Jahreswerte
Werte von
Tageswerte
Werte von
Wodurch ändert sich der TED-Spread?
Kreditzinsen preisen das potenzielle Kreditausfallrisiko mit ein. US-Treasury Bonds gelten mit als sicherste Geldanlage überhaupt. Der Zinssatz darauf gibt an, wie niedrig das Ausfallrisiko der Anleihe ist. Stand 20. Januar 2020 rentierte ein Treasury Bond mit Fälligkeit April 2020 bei 1,538 Prozent.
Da Banken und Unternehmen bei Krediten ausfallgefährdeter sind als die USA als Staat, verlangen sie höhere Zinsen, als wenn sie ihr Geld den USA leihen. Der klassische bonitätsabhängige Zinssatz gilt auch hier.
In einer angespannten wirtschaftlichen Lage steigen für die Banken die Kreditausfallrisiken. Damit werden auch die Banken, die die Kredite vergeben haben, ausfallgefährdet. Ihre Liquidität könnte in Mitleidenschaft gezogen werden. Folglich verlangt eine Bank von einer anderen Bank in dieser Situation einen höheren Zinssatz.
Läuft die Wirtschaft stabil, mindert sich das Risiko der Geldhäuser, dass sie mögliche Kreditabschreibungen haben. Dies wiederum wirkt sich positiv auf das eigene Standing aus. Die Risikodifferenz zwischen der Investition in eine Staatsanleihe und einer Geldleihe im Rahmen des LIBOR vermindert sich und damit auch der Zinsaufschlag.
Folgendes Diagramm zeigt die Veränderung des TED-Spreads gegenüber dem jeweiligen Vorjahr:
Werte von
Wie berechnet sich der TED-Spread?
Die Formel zur Berechnung des TED-Spreads ist relativ einfach: Dreimonats-Libor abzüglich der durchschnittlichen Zinsen von US-Treasury Bonds mit drei Monaten Laufzeit.
Am 9. Januar 2020 lag der Dreimonats-LIBOR in US-Dollar bei 1,8479. Da der Vergleich zu US-Staatsanleihen gezogen werden soll, wäre eine Betrachtung in Euro nicht zielführend. Die Rendite der US-Anleihen für den Vergleichszeitraum notierte mit 1,538 Prozent. Daraus ergab sich ein TED-Spread von 0,3099 Prozentpunkten.
Autor: Uwe Rabolt
Redaktion: Tina Reisewitz
veröffentlicht: 06.02.2020, letztes Update: 26.01.2021
Quellen und weiterführende Links
- Börsennews – TED Spread
- Investopedia – Ted Spread
- Markteinblicke – TED-Spread beeinflusst Finanzmarkt